No Man’s Land

Ničija zemlja, Danis Tanović, BIH/SVN/GB/ITA/BEL/FRA 2001
„Begegnen sich zwei feindliche Soldaten im Schützengraben…“ Was wie die Prämisse eines ziemlich schlechten Witzes klingt, ist tatsächlich die Prämisse eines ziemlich guten Films. Der hört auf den Namen No Man’s Land und gewann bereits 2002 den Oscar für den besten fremdsprachigen Film.
Kein neuer Film also, der hierzulande nun jedoch erstmals auf BluRay erscheint. Die perfekte Gelegenheit also, um Danis Tanovićs Kriegssatire nachzuholen und einer genaueren Betrachtung zu unterwerfen. Wobei die Bezeichnung „Satire“ in diesem Fall falsche Erwartungen wecken könnte: No Man’s Land ist keine platte Kalauer-Fabrik. Vielmehr ist die subtile, groteske Situationskomik ein notwendiges Mittel, mit der Tanović die Sinnlosigkeit des Bosnienkrieges aufzeigen will – mit Erfolg.
Dafür baut er eine Pattsituation zwischen zwei – genau genommen: drei – Soldaten in einem Schützengraben auf, der zwischen den Feuerlinien der Bosniaken und der Serben liegt. Alle drei sind verletzt, einer von ihnen liegt gar auf einer Mine, die zu explodieren droht, sobald er sich bewegt. Die Kriegsparteien üben sich in Stillstand, immerhin ein Offizier der UN-Truppen aber hat genug von der Passivität und ist folglich darum bemüht, die Situation glimpflich aufzulösen. Ein Heer von Medienvertretern erschwert ihm die Arbeit dabei ebenso wie seine Vorgesetzten, die gemäß ihren Vorgaben partout nicht eingreifen wollen und lieber in ihrem Büro Schach gegen sich selbst spielen. Doch wie stellt der Offizier so treffend fest? „Wer bei Mord neutral bleibt, schlägt sich auf eine Seite.“
Was im Schützengraben und darum herum passiert, lässt einen gleichsam schockiert wie schmunzelnd zurück. Beides geht hier Hand in Hand und diese zwei scheinbar konträren Empfindungen derart auszubalancieren, ist ein Kunststück, dass nur selten derart gelingt. Wird in einer Sekunde noch die Grausam- und Sinnlosigkeit des Krieges (wenn auch nur indirekt) thematisiert, legen die Protagonisten in der nächsten Sekunden ein reichlich skurriles und dennoch nachvollziehbares Verhalten an den Tag. Wenn sie sich darüber streiten, welche Seite den Krieg nun begonnen habe, hat natürlich der mit dem Gewehr recht.
Immer wieder blitzen aber auch Momente auf, in denen es so scheint, als könnten aus den Feinden Freunde werden: Beide waren beispielsweise mal mit demselben Mädchen zusammen, stellen sie zwischendurch fest. Umso härter fällt das Ende aus, das keinen Zweifel daran lässt, dass all das Leid, all der Hass und all die Gewalt diese Welt und ihre Bewohner zerfrisst – ob nun auf dem Balkan oder andernorts. Jap, No Man’s Land ist ein wahnsinnig starker Film.
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