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Im Kino: The Silence

John R. Leonetti, DEU 2019

Stille kann ein mächtiges Mittel sein – erst recht im Film. Nach dem Horrorstreifen A Quiet Place, in dem eine Familie ihr Überleben nur durch absolute Lautlosigkeit sichern konnte, und einer Abwandlung dieses Konzepts hin zum Visuellen in Bird Box (was nur mäßig funktionierte) schlägt The Silence nun das nächste Kapitel in Sachen Sinnes-Horror auf. Basierend auf einer Buchvorlage wird eine Geschichte nach Schema F erzählt: Eine fünfköpfige Familie will sich vor einer Schar gefräßiger Monster – kleine blinde, aber mit sehr gutem Gehör ausgestattete Flugsaurier – in Sicherheit bringen. A Quiet Place meets Die Vögel also.

Die Qualität dieser beiden Vorbilder erreicht The Silence allerdings nie. Was schon damit anfängt, dass bis zum Schluss nicht klar ist, wer hier nun die Hauptfigur sein soll: Familienoberhaupt Hugh (gewohnt souverän: Stanley Tucci) oder seine gehörlose Tochter Ally (überraschend: Kiernan Shipka). Letztere spricht zwar wiederholt aus dem Off zum Publikum, ist als mögliche Protagonistin aber viel zu passiv. Hugh hingegen übernimmt nahezu alle plotrelevanten Handlungen, bleibt aber unnahbar.

The Silence hat also mit einigen Startschwierigkeiten zu kämpfen. Zwar funktioniert der Aufbau der Spannung. Der erste, unmittelbare Kontakt mit den kleinen Monstern geschieht allerdings bereits nach 20 Minuten. Die abstrakte Bedrohung weicht einer konkreten – und verliert dadurch schnell ihre Wirkung. Zumal die Viecher nicht mal sonderlich gut animiert sind.

In der zweiten Hälfte schlägt The Silence jedoch eine Richtung ein, mit dem man anfangs nicht rechnet – religiöser Fanatismus – und weiß damit durchaus überzeugen. Die Bildsprache wirkt dabei zuweilen recht platt, ist nichtsdestotrotz aber verdammt effektiv, insbesondere wenn Smartphones zu sakralen Objekten stilisiert. In diesen Moment überrascht The Silence mit einer unerwarteten Portion Gesellschaftskritik. Im Abgang büßt der Film die gesammelten Pluspunkte aber wieder ein: Der Abschluss ist überstürzt und unrund, ganz so, als wäre den Machern das Geld für einen finalen Akt ausgegangen.

Sollte man sich The Silence nun also ansehen? Wem A Quiet Place nicht gefallen hat, der kann verzichten. Wer hingegen seine Freude an dem gelungenen Creature-Feature aus dem letzten Jahr hatte, kann definitiv einen Blick riskieren. (Oder auf die baldige Veröffentlichung auf Netflix warten, die den Film mit produziert haben.) Denn The Silence macht zwar nichts besser als John Krasinskis Film, aber dennoch einen soliden Job.

Bild & Trailer: (c) Constantin Film

4 Kommentare zu „Im Kino: The Silence Hinterlasse einen Kommentar

  1. Scheint ja ein richtig gefragtes Thema zu sein. Erst A QUIET PLACE, dann BIRD BOX, jetzt THE SILENCE. Obwohl der Trailer ja nicht so schlecht aussieht. Irgendwie hatte ich gedacht, das wird auch wieder nur so ein Netflix Film. Aber gut… Ich werde warten, bis er da zu sehen ist. 😁

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