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Personal Shopper

Olivier Assayas, FRA/DEU/CZE/BEL 2016

Puh… Ich kann ja verstehen, dass manche tatsächlich so etwas wie Bedeutung oder Sinn in dieser sehr kruden Genre-Mischung namens Personal Shopper zu finden imstande sind. Irgend sowas wie den Kontrast zwischen der Oberflächlichkeit der Modewelt und der tiefen, seelischen Trauer, die die Protagonistin Maureen (Kristen Stewart) hier nach dem Tod ihres Bruders verspürt. Oder wie wär’s damit: eine „Charakterstudie über Verlust und Selbsterkenntnis“. Klingt doch toll, oder?

Man kann’s aber auch so sehen: Dieser Film ist ein prätentiöse, inhalts- und gefühlsleere Ansammlung von Szenen, die höchstens durch ihre Hauptfigur zusammengehalten werden. Die ist die persönliche Shoppingassistentin einer bekannten Modedesignerin und zugleich ein Medium, das Geister aus alten Häusern vertreibt. Da geht es im einen Moment um die neue Kollektion von Cartier, im nächsten um Ektoplasma-kotzende Erscheinungen. Der Mittelteil quält uns mit einer schier endlosen SMS-Kette, die die Kamera immer wieder dazu zwingt, auf das Handy der Protagonistin zu schneiden. Apropos Schnitt: Derart inkompetent eingesetzt Schwarzblenden habe ich selten erlebt.

Und was das Ganze nun soll, worauf die (nahezu kaum vorhandene) Charakterentwicklung hinausläuft, worin die Relevanz des Mordes im letzten Drittel liegt, warum Kristen Stewart nur einen Gesichtsausdruck drauf hat und warum das alles so stinkend langweilig und steril inszeniert ist – diese Fragen kann wohl nur das Feuilleton beantworten. Ich bin jedenfalls raus. *Micdrop*

imdb / Trailer

Bild: (c) CG Cinéma

8 Kommentare zu „Personal Shopper Hinterlasse einen Kommentar

    • Errm *klopf klopf* ist das Ding an?

      Ich will mich an dieser Stelle mal auf die von Dir kritisierten Textnachrichten konzentrieren (den Ektoplasma kotzenden Geist will ich gar nicht verteidigen). Ich fand diese Szenen großartig. Maureen, in ihrer, quasi geisterhaften, Isolation vom rest der Welt, erhält auf einmal anonyme Textnachrichten. Wir wissen nicht von wem oder was sie stammen, einem Stalker, einem Geist? Die von Dir kritiserten Schwarzblenden unterstreichen das Fragmentierte des Dialogs (oder Monologs), während der Film selbst das Texting mit den Miteln des Suspense behandelt. Maureen schlatet das Handy in Flugmodus und dann aus Neugier doch wieder zurück, wir haben gar fast einen „Jumpscare“ wenn das Telefon plötzlich summt (und jemand anderes dran ist). All das während der Unbekannte sie scheinbar von Paris bis London verfolgt.

      Ich würde so weit gehen und sagen, dass ist einer der besten Einsätze der modernen Kommunikation des Texting, die uns jede Möglichkeit nimmt Gefühlsregungen und Ton unseres Gegenübers zu lesen, erst recht wenn derjenige unbekannt ist. Und gleichzeitig ein interessantes Update geisterhafter Kommunikation von Schrift über Radio zum Texting.

      Der Film schafft nicht wirklich Horror aber doch ein Unwohlsein, welches eben in den texting-Szenen seine höchste Ausprägung findet.

      Olivier Assayas ‚Wolken von Sils Maria‘ ist übrigens besser. Aber ich kann verstehen, wenn Du auf den jetzt nicht unbedingt Lust hast… 😉

      *Mikro vorsichtig zurück auf den Boden leg*

      Gefällt 2 Personen

      • Also ich finde, dass sie die Einblendung von Textnachrichten schon in der allerersten Folge von Sherlock deutlich besser eingebunden haben. Das ist natürlich Geschmacksfrage, aber ein Bild-im-Bild lässt mich zumindest noch einen Blick auf das Gesicht des Helden werfen (wobei es da im Fall von Personal Shopper nicht viel zu sehen gibt…)
        Bzgl der Schwarzblenden war es vor allem die Stelle an der Rezeption, die mich voll rausgerissen hat. Direkt am Ende des Satzes? Und dann kein größerer Ortswechsel? Was soll das?

        Like

  1. Und da ist wieder dieses ’nur ein Gesichtsausdruck drauf haben‘-Argument in Bezug auf Kristen Stewart. Und ich kann wieder einmal nicht nachvollziehen, woher diese Annahme kommt. Aber immerhin erwähnst du auch in einem Nebensatz, dass die Protagonistin (anscheinend trotz dieser mimischen Einschränkung) die Story zusammenhält. Ich sehe das mal als verstecktes Kompliment am Schauspiel. 😉

    Gefällt 1 Person

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