Im Kino: John Wick Chapter 3 – Parabellum

Chad Stahelski, USA 2019
Die ersten zwei Filme rund um Titelheld John Wick kamen für mich nie über Mittelmaß hinaus. Die absurde, sich viel zu ernst nehmende Untergrund-Verbrecher-Welt mit ihren Codes, Münzen und Hotels; der platte Protagonist mit seiner aufgedrückten Hintergrundgeschichte; die zwar toll inszenierte und angenehm harte, aber doch reichlich eintönige Action – all das war auf seine Weise unterhaltsam, aber eben auch bald reichlich peinlich und monoton. Teil drei hingegen ist es nun gelungen, auch mich zu überzeugen und so kann ich mich ohne Scham der vorherrschenden Meinung da draußen anschließen: John Wick Chapter 3 ist ein verdammt geiler Film.
Grund dafür ist ein einziger Aspekt: die Action. Die setzt, wolle man eine kühne These aufstellen, neue Maßstäbe für Hollywood. Will man nicht so kühn sein, kann man immer noch mit Fug und Recht behaupten, John Wick 3 sei der beste Martial-Arts-Film seit The Raid 2 und der beste Actionfilm seit Mad Max: Fury Road. Zumindest, wenn man sich einzig für das bestimmende Element des Genres interessiert.
Was sich seit John Wick 2 nämlich kein bisschen verändert hat, ist die hauchdünne und schwachsinnige Handlung. Jedes Mal, wenn John Wick 3 versucht, so etwas wie eine Story zu erzählen, wenn er uns eine geheime Welt voller Killer und Killerinnen sowie einem massiven bürokratischen Apparat mit seinen eigenen sprachlichen Codes und Regeln herbei fantasiert, ist das – denkt man nur eine Sekunde darüber nach – schlicht lächerlich. Teil drei profitiert in dieser Hinsicht immerhin vor der Existenz seiner Vorgänger, denn nach zwei Filmen habe ich diese bittere Pille zumindest halbwegs geschluckt. Zugleich dreht der Film aber auch an einigen Stellschrauben, die das Ganze dezent erträglicher machen: etwas mehr Humor und ein noch wortkargerer, weniger pseudo-deeper Held ist die Folge. Letztlich bleibt die Handlung aber vor allem ein Vehikel dafür, das Geschehen kurzzeitig von New York nach Casablanca zu verlagern und so noch etwas visuelle Abwechslung zu bieten.
Apropos Abwechslung – damit wären wir beim ersten großen Pluspunkt der Action. Kämpfte sich Keanu Reeves in den Vorgängern im Wesentlichen mit einer Mischung aus Judo und Pistolennahkampf durch Gegnerhorden, bietet John Wick 3 überraschend viele unterschiedliche Action-Setpieces. Die besten von ihnen verpulvert er zwar direkt zu Beginn (eine Prügelei in einer Bücherei, ein verdammt schmerzhafter Messerkampf und eine herrliche Sequenz in einem Pferdestall), während der Sache gegen Ende merklich die Luft ausgeht. Aber, und das ist der zweite Pluspunkt, meine Fresse, ist das fantastisch inszeniert. Dank ruhiger Kameraführung, langen Einstellungen, geschicktem Centerframing, klarem Bildaufbau und toller Ausleuchtung erlebt man hier eine Kinetik und Wucht, die ihresgleichen suchen und einige unvergessliche Momente (Stichworte: Axt, Hunde, Buch, Pferd) hervorbringen.
Wer also den zweifellos besten Actionfilm des Jahres 2019 sehen will, dem sei – vorausgesetzt, er kann sich tatsächlich ganz dem Schwachsinn und Spektakel hingeben – ein Kinobesuch von John Wick 3 nicht nur ans Herz gelegt, sondern dringendst empfohlen. Dass es bei mir „nur“ für die unten stehende Wertung reicht, liegt letztlich daran, dass Regisseur Chad Stahelski (so brillant er auch Action zu inszenieren vermag) weiterhin keinerlei Interesse daran zeigt, mir eine nachvollziehbare und nahbare Figur zu präsentieren und damit eine oft unterschätzte Regel des Actionfilms missachtet: Emotional ist der Zuschauer nur involviert, wenn ihm der Held nicht vollkommen egal ist. Action kann schließlich nicht nur auf visueller Ebene packend sein.
Oh, endlich mal jemand, dem es mit den ersten beiden Filmen geht wie mir. Ich dachte schon, ich wäre der Einzige. Ich wollte die beiden Filmen wirklich mehr mögen… 😅
Ich bin schon sehr gespannt auf Teil 3. Ich höre ja wirklich nur Gutes.
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Die Schwächen sind geblieben, aber die Action ist einfach nur grandios. Insofern kann man dem also wirklich auch eine Chance geben, wenn man die ersten Teile nicht mochte 😉
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