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Im Kino: Godzilla II – King of the Monsters

Michael Dougherty, USA 2019

Es scheint ein ungeschriebenes Gesetz in Hollywood zu sein: Jedes Jahr braucht seinen eigenen Hirn-aus-Sommerblockbuster. 2019 heißt der Godzilla 2 – King of the Monsters, der – so viel muss ich ihm zugestehen – nicht ganz die Vollkatastrophe ist, die sein Vorgänger von 2014 war. Es sei vorangestellt, dass ich einen geradezu irrationalen Hass auf der ersten Teil pflege, der mir viel zu lange genau das verweigerte, was ich eigentlich sehen wollte: Monsterkeile. Godzilla 2 ist in dieser Hinsicht immerhin kein Etikettenschwindel mehr.

Denn wenn man sich hier über eine Sache nicht beschweren kann, dann darüber, dass es zu wenige Monster zu sehen gibt. Dafür kann man sich bei Godzilla 2 über zahllose andere Dinge beschweren. Zuvorderst über die Handlung und die Figuren. Erste lassen sich mit „Dumme Menschen tun dumme Dinge und starren Löcher in die Luft“ perfekt zusammenfassen. Um ihre Dummheit zu kaschieren, sagen sie ganz viele Sachen, die möglichst klug klingen sollen, weshalb sie auf abstruses Tech-Blabla und hirnrissige Glückskekssprüche (im wahrsten Sinne des Wortes) zurückgreifen. Das Resultat: Die Figuren nerven und sind vollkommen egal – sowohl dem Zuschauer als auch dem Drehbuch. Wohin beispielsweise Charles Dance (völlig verschenkt) und Sally Hawkins plötzlich verschwinden, bleibt ein ungelöstes Rätsel.

Ebenso ungelöst wird das Rätsel darum bleiben, warum das Drehbuch so ein Clusterfuck geworden ist. Wenn das Unternehmen Monarch schon in der ersten Minute in den TV-Nachrichten ernsthaft als „mysteriöser Konzern“ bezeichnet wird, kann man schon erahnen, dass dieses Script im Hinblick auf den Bodensatz menschlicher Intelligenz geschrieben wurde und das Papier nicht wert ist, auf dem es steht. Weshalb dann auch der arme O’Shea Jackson zum plumpen Stichwortgeber degradiert wird, der nach einer ausschweifenden Wutrede von Protagonist Mark Russel (Kyle Chandler) nur ein „Er scheint Godzilla zu hassen“ von sich geben darf.

Aber hey, was rede ich, hier geht’s doch nicht um nachvollziehbare Figuren und ein halbwegs plausibles Drehbuch (ein Mindestmaß an Niveau allerdings schon wünschenswert gewesen wäre), sondern um geile Monsterkeile, oder? Und ja, die gibt es. Und dazu noch ein halbes Dutzend extrem stark komponierter Bilder. Im Mittelteil, wenn das Ganze nach einem zähen Einstieg endlich Fahrt aufgenommen hat, da gab es tatsächlich eine Szene, in der ich dachte: „Oh, das könnte vielleicht doch noch was werden.“ Und dann folgten wieder 20 Minuten strunzblödes Gequatsche.

Doch immerhin blitzte in dieser Szene kurz die Stärke des Films auf: seine Technik. Die Animationen sind state of the art, der Sound knallt. In den zwei entscheidenden Konfrontationen – zu Beginn und am Schluss – ist das Bild allerdings derart überladen, dass das Anschauen zu einem echten Kraftakt wird. Partikeleffekte, Trümmer, strömender Regen, eine generell sehr dunkle Lichtstimmung oder geografische Desortierung durch unzählige Achssprünge machten diese beiden Sequenzen fast unanschaubar. Mag sein, dass es zum Teil auch an meinen (nicht mehr ganz frischen) Augen lag. Doch in seinem extremsten Momenten kann die Bilddynamik und -fülle von Godzilla 2 mühelos Transformers überbieten.

Godzilla 2 beginnt schwach und zerrt zwar ständig am Ruder in Richtung „okay“, kann es letztlich aber nicht herumreißen. Dumme Figuren, ein noch dümmeres Drehbuch und überladene Bilder tun sowohl dem Verstand als auch den Augen weh. Da sind die wenigen guten Moment ein Tropfen auf dem heißen Stein. Ich war nie ein echter Fan der radioaktiven Riesenechse – diejenigen, die diese Eigenschaft haben, soll dieser Film dem Vernehmen nach ja überaus gut gefallen. Und das will ich ihnen auch keinesfalls madig machen. Wenn ein Film aber derart krass auf Nostalgie setzen muss, dann spricht das Bände.

Mit freundlicher Unterstützung des Regina Palastes Leipzig!

Bild & Trailer: (c) Warner Bros.

12 Kommentare zu „Im Kino: Godzilla II – King of the Monsters Hinterlasse einen Kommentar

  1. Ach wie schade. Aber gut. Durch meine Godzilla Reihe bin ich furchtbare Godzilla Filme ja schon gewohnt. Sehen will ich den aber trotzdem noch.

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    • Nach deinen zahllosen Beiträge zur Echsen hab ich das Gefühl, dass da in dir schon ein kleines Fan-Herz schlägt, oder? ^^
      Dann lass ihn dir von meiner Meinung nicht mies machen. Wie gesagt: Wer Fan ist, findet diesen Film wahrscheinlich Mega geil

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  2. Da merkt man, dass hier kein Godzilla – Freund schreibt 😉
    Hast den Abspann nicht zu Ende geguckt? Dann wüsstest du, wo Charles Dance geblieben ist.

    Ich bin total begeistert. Sicherlich war wieder bisschen zu viel Mensch und seine Theatralik dabei aber rundum muss ich sagen, Dougherty hat es gerockt! Super Job gemacht!
    Überaus begeistert war ich von Mothra. Wie Mothra ihre Energie bekommt und auch kämpft, das haben sie perfekt aus den Originalfilmen kopiert. So macht Kino Spaß.
    Screentime gab es für Godzilla jede Menge… hätte aber immer noch bisschen mehr sein können.
    Wen interessieren bei einem Godzillafilm die überflüssigen Menschen? Das ist nötiges Beiwerk. Mehr nicht. Das war schon schon in den 60er/70ern so.

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    • Nope – ich bleib im Kino aus Prinzip nicht mehr bis nach dem Abspann sitzen. Habe aber noch mitbekommen, dass es ein Godzilla vs King Kong angeteasert wird. Um ehrlich zu sein, hätte ich sogar erwartet, dass der Affe auftaucht…
      Aber ja, dadurch, dass ich kein Fan bin, sind die ganzen Referenzen und Rückbezüge an mir vorbei gegangen. Und sicher: für die Menschen interessiert sich hier niemand. Aber das ist für mich keine Begründung, in diesen Part überhaupt keine Mühen zu investieren

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      • Godzilla vs Kong wird eigentlich nur in einer „Höhlenmalerei“ geteasert. Man sollte öfters mal länger sitzenbleiben. Viele Filme haben hintendran noch eine Überraschung. 😉

        Als Nichtfan hast du die ganzen Referenzen oder auch die ein oder andere Hommage gar nicht wirklich wahrgenommen. Deswegen sage ich ja, Dougherty hat seine Hausaufgaben gut gemacht.
        Was das menschliche Acting angeht, klar, da hätte man einiges besser machen können. Keine Frage. Aber welchen Fan interessiert das?.

        Ich musste mir im Freundeskreis auch sagen lassen, da hätte man ja nur Verisse gelesen. Wollt ihr euch ein Drama ansehen oder einen Monsterfilm? Der Mensch ist nur Beiwerk in diesen Filmen. Da war in den fast 30 Filmen vorher auch nicht anders.

        Witzig fand ich es, dass sie den russischen Titanen neu erfunden haben. Den gab es in den alten Filmen nie. Den Rest schon inkl.dem neuen Muto.

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      • Da könnten wir uns jetzt wahrscheinlich ewig im Kreis drehen 😅
        Klar stehen die Monster im Mittelpunkt. Aber auch wenn die Menschen nur Beiwerk sind, sind ja Relevant für die Erzählung. Natürlich will ich kein Drama sehen und erwarte auch keines. Aber dann sollte man den Menschen eben nicht so viel Screentime geben, wenn man sich keine Mühe gibt…

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      • …Aber dann sollte man den Menschen eben nicht so viel Screentime geben, wenn man sich keine Mühe gibt…

        Das ist der Kopf vom Nagel 😉
        Mehr Screentime für die Monster 🙂

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