Dragon Ball Super: Broly

Doragon bôru chô: Burorî, Tatsuya Nagamine, JPN 2018
Special-Interest-Filme sind eine schwierige Sache: Jeder außerhalb der Zielgruppe kommt in der Regel zu einem wesentlich schlechteren Urteil als jene, für die der Film eigentlich gemacht wurde. Nun war ich in meiner Jugend ein begeisterter Fan von Dragon Ball, bin dem Franchise mit seinen Multiversen, Verwandlungstufen und interstellaren Kampfturnieren schon lange entwachsen. Die lieben Mitarbeiter des hiesigen Vertriebs haben mir allerdings einen Screener für den am 30. Juli startenden, neuesten Kinofilm der Reihe (immerhin schon Nummer 20!) zukommen lassen. Und wer wäre ich, mir die Gelegenheit entgehen zu lassen, 100 Minuten lang in Jugenderinnerungen zu schwelgen?
Die erste schlechte Nachricht: Nostalgie kam nur bedingt auf. Die zweite: Dragon Ball Super: Broly ist und bleibt ein Film für Fans. Als Nichtkenner der sogenannten Universums-Turnier-Saga, an die er anschließt, war ich nach dem Prolog über die Auslöschung der Saiyajins durch Obermufti Freezer heillos überfordert. Wer ist dieser lilafarbene Hund? Warum lebt Freezer wieder? Welche übermächtige Verwandlung haben Son-Goku in Vegeta inzwischen gemeistert? Ich hatte keinerlei Ahnung – und dem Film war das egal. So vergingen 50 Minuten Exposition, in denen vielfach nur Bahnhof verstand.
Nun ist Dragon Ball aber auch keine Marke, die für ihre feingeistige und komplexe (höchstens komplizierte) Handlung bekannt wäre. Und damit kommen wir endlich zur guten Nachricht. Ist die erste Hälfte vorbei, folgt in der Zweiten exakt das, was man erwartet: Fratzengeballer. In einer 40-minütigen Schlacht zwischen den Helden und dem übermächtigen Saiyajin Broly werden alle Register gezogen, die die Marke zu bieten hat: eine wahnsinnige Dynamik, wuchtige Schläge, Energieball-Kaskaden. Der Hauptschauplatz – die Antarktis – wird komplett dem Erdboden gleichgemacht und zur feurigen Hölle. Die Dialoge weichen einer Parade aus inbrünstigen Wutschreien. Haarfarben wechseln schneller als in einem Friseursalon.
Letztlich war es der konsequente Zustand diesem irrwitzigen „Over-the-Top“-Modus, weshalb mir Dragon Ball Super: Broly in dieser zweiten Hälfte wirklich Spaß machte. Dennoch bleibt er ein Film für Fans – oder zumindest Zuschauer, die mit dieser Marke überhaupt etwas anzufangen wissen. Die können auf die unten stehende Wertung locker ein bis zwei Punkte draufschlagen. Alle anderen sollten genauso viel abziehen.
Dragon Ball Super: Broly läuft am 30. Juli in ausgewählten Kinos. Eine Liste der Spielorte gibt es hier.
Bild & Trailer: (c) KAZÉ Deutschland
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