Aquaman

James Wan, USA 2018
Wie schafft man es, einem durch Memes und Family-Guy-Gags einschlägig vorbelasteten Superhelden wie Aquaman eine ordentliche Verfilmung zu spendieren? Man engagiert James Wan (Fast & Furious 7), lässt ihn am Drehbuch mitschreiben, überantwortet ihm die Regie und gewährt ihm ausreichend Freiraum, um am Set einfach Spaß haben zu können. Genau das scheint beim neuesten Beitrag zum DCEU geschehen zu sein. Das Resultat ist das zweitbeste Werk dieses Comicfilm-Universums nach Man of Steel.
Zugegeben: Das ist keine besonders hohe Messlatte. Aquaman ist auch alles andere als ein Meisterwerk und krankt mit seinen 140 Minuten Laufzeit zum einen an Überlänge, zum anderen an einem wirren, überladenen Drehbuch rund um eine Jahrhunderte alte Blutlinie, mystische Artefakte und sieben Unterwasser-Königreiche, die zunächst einen Krieg untereinander führen, um anschließend über die Menschheit herfallen zu wollen. So zumindest der Plan von Aquamans (Jason Momoa) bösem Halbbruder Orm (Patrick Wilson). Das Skript schickt Aquaman und seine royale Begleiterin Mera (Amber Heard) quer über den Erdball, hat viel zu viele Schauplätze, stopft sämtliche Dialoge mit purer Exposition oder Geschichtsstunden voll und ergibt vorn und hinten keinen Sinn.
Aber: Dieser Film ist visuell und atmosphärisch das komplette Gegenteil des grau-braunen Einheitsbreis und der bedeutungsschwangeren Epik eines Batman v Superman oder Justice League, kommt stattdessen mit einer erstaunlichen Locker- und Verspieltheit daher, ist ziemlich humorvoll – und nimmt sich trotzdem vergleichsweise ernst. Vor allem aber sieht Aquaman unfassbar gut aus, insbesondere in seinen zahlreichen IMAX-Aufnahmen, in denen sowohl die großen, mit CGI vollgepackten Setpieces als auch in engen Räumen gefilmte Szenen voll zur Geltung kommen. Aquaman ist bunt, visuell unheimlich dynamisch und überrascht immer wieder mit toll choreografierten Kamerafahrten und Plan-Sequenzen. Und man merkt ihm an, dass alle Beteiligten Spaß an der Produktion hatten. Dieser Film ist und bleibt ein Hirn-aus-Blockbuster ohne Ambitionen (abgesehen von der Inszenierung) und verschenkt sein gesellschafts-/umweltkritisches Potential, das nur in einer kurzen Randnotiz abgespeist wird, vollkommen. Und doch bereitet nahezu jede Szene Vergnügen. Chapeau, James Wan!
Bild: (c) Warner Bros.
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Visuell war der Film wirklich sehr beeindruckend, aber wie du schon sagst, viel zu lang und wirr… Und das dann noch alle 5 Minuten jemand kommen muss, um irgendwas zu erklären, hat auch stark den Wind aus den Segeln genommen. Aber rein optisch war das wirklich wow…
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Jupp, solche visuelle Opulenz bekommt man bei Superheldenfilmen heute kaum noch. Ich hab mich im Endeffekt schon ein wenig geärgert, ihn nicht im Kino gesehen zu haben…
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Ja. Im Kino kam der gut. Da konnte man wenigstens wirklich noch über alles Gesehene staunen. Der Rest ist dann so lala..
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