Brittany Runs a Marathon

Paul Downs Colaizzo, USA 2019 – Brittany (Jillian Bell) hat ihr Leben nicht im Griff. Sie ist pleite, hat ein nicht existentes Liebesleben, pflegt keine echten Freundschaften und lebt ungesund. Sehr ungesund sogar. So ungesund, dass ihr Arzt ihr rät, 25 Kilogramm abzunehmen. Zumal Brittanys Vater Übergewicht hatte und dadurch früh verstarb. Doch woher die Motivation nehmen? Wie den inneren Schweinehund besiegen? Es dauert eine Weile, bis sich Brittany ein Herz fasst und eine Runde um den Block joggt. Und am nächsten Tag noch einmal. Und dann noch einmal. Bald absolviert sie ihren ersten 3-Kilometer-Lauf. Dann 5 Kilometer. Schritt für Schritt. Und schließlich setzt sie sich ein ultimatives Ziel: Sie will den New York City Marathon bewältigen.
So vieles hätte hier gehen können. Brittany runs a Marathon hätte ein hochnotpeinliches Stück Convenience-Kino werden können. Oder zu einer Fatshaming-Veranstaltung par excellence. Oder den physischen Transformationsprozess seiner Hauptakteurin in pathetischen Trainings-Montagen ertränken können. Nichts davon ist der Fall – auch wenn es anfangs den Anschein macht. Hier geht es nicht um eine Frau, die sich willfährig dem gängigen Schönheitsideal unterwerfen möchten – sondern um einen Menschen, der sein Leben wieder in die Hand nehmen und seinen Laisser-faire-Lebensstil hinter sich lassen will. Brittany erkennt nicht nur, dass ihr Übergewicht eher Symptom denn Ursache ist. Sondern auch wie wichtig es ist, seinen sozialen Panzer zu verlassen und sich auf andere Menschen einzulassen. Und dass man natürlich auch mit Übergewicht glücklich und alt werden kann.
Schreibt man all dies nieder, liest es sich wie eine Amalgam von Plattitüden. Brittany runs a Marathon erzählt seine Geschichte allerdings so wunderbar sympathisch, leichtfüßig und farbenfroh, stets pendelnd zwischen lockerem Humor und ehrlich emotionalen Momenten, sodass man sich man sich über jedes einzelne verlorene Kilo mit und für Brittany freut. Das ist gleichwohl nicht permanent der Fall: Gelegentlich wird die End-Zwanzigerin durch einen blöden Spruch auch mal ziemlich unsympathisch. Das verstärkt allerdings den Eindruck, hier kein Abziehbild, sondern eine authentische Figur vor sich zu haben, die liebenswerte und weniger liebenswerte Charakterzügen aufweist.
Bild: (c) Amazon Studios