Booksmart

Olivia Wilde, USA 2019 – Diese Jugend. Wie die aussieht! Löcher in der Hose und ständig dieser Lärm! Doch nicht so bei Molly (Beanie Feldstein) und Amy (Kaitlyn Dever)!Denn die beiden Freundinnen haben sich seit jeher völlig auf die Schule konzentriert, um es auf die Uni zu schaffen – wenngleich auf Kosten ihres Soziallebens. Am letzten Tag an ihrer High School trifft sie jedoch der Schlag: Auch andere Mitschüler haben die College-Prüfung geschafft. Und das, obwohl sie in ihrem Leben auch mal so etwas wie Spaß hatten. Unerhört! Mollys und Amys Plan für den letzten Abend steht also fest: Party machen. Und dabei im besten Fall auch noch die erste Liebe finden.
Olivia Wildes Regiedebüt Booksmart ist ein schwieriger Fall. Als Highschool-Nerd-Komödie vom Schlage eines Superbad (die Vergleiche ließen nicht lang auf sich warten) versucht er innerhalb eines vielbesetzten Genres Fuß zu fassen und neue Impulse zu setzen. Das gelingt ihm durchaus, zumindest im Hinblick auf seine Protagonistinnen, die im Gegensatz zu den „Helden“ von Superbad keine Loser, sondern zielstrebige, selbstbewusste Frauen sind. Oder zumindest diesen Anschein erwecken möchten. Dass die hibbelige Molly ihren Tag mit einem Motivationshörbuch beginnt; dass sie Mantra-artig wiederholt, dass sie und Amy doch witzig und klug seien; dass beide vorgeblich schon genauesten wissen, wie ihre Zukunft aussehen wird – all das kann (und soll auch gar) nicht verschleiern, dass die zwei tief im schwierigen Prozess des Erwachsenwerdens begriffen sind.

Und so beginnt eine wilde Reise durch die Nacht – inklusive Party- und Drogenexzess, unerwiderter Avancen und einem ersten Kuss – bei der zwei identitätsstiftende Kräfte aufeinander prallen: Die Selbstwahrnehmung und das Label der Streberin, das beiden von ihrem Umfeld aufoktroyiert wird. Dabei kommt Booksmart am Ende zur – leider sehr banalen – Erkenntnis, dass der Mensch beides ist: Produkt seiner Umwelt und seines eigenen Verhaltens. Inhaltlich kann Booksmart also nur Belanglosigkeiten zum Genre beisteuern.
Was auch daran liegt, dass der Film zwar mit Klischees aufräumen möchte, sie viel öfter allerding bedient. In der Natur dessen liegt es zwar nun einmal, dass die Klischees zunächst einmal aufgebaut werden müssen, um dekonstruiert zu werden. Was bei den zwei Hauptfiguren noch gelingt, wird beim Großteil aller Nebencharaktere aber geflissentlich vernachlässigt. Und so werden völlig überzeichnete Figuren wie der irre, menschliche Running-Gag Gigi (Billie Lourd) oder der neureiche Jared (Skyler Gisondo) zu Comedy-Vehikeln degradiert, deren zweite Ebene sich auf ein „Ich bin gar nicht so, wie ihr glaubt“ beschränkt. Wo wir gerade beim Humor sind: Diesbezüglich kann Booksmart zwar hin und wieder zünden, viel zu oft ringt der Film einem aber nur ein müdes bis amüsiertes Lächeln ab.
Es mag zweifellos auch daran liegen, dass ich nicht zur avisierten Zielgruppe gehöre, doch Booksmart ist ein erstaunlich mittelmäßiger Film, der abseits einer wahnsinnig gut aufspielenden Beanie Feldstein wenig bietet, das ihn aus der Masse herausragen lässt. Etwaige sozial- und gesellschaftskritische Töne verstecken sich auf Postern im Hintergrund oder in Dialogen, die so schnell sind, dass jedwede Auseinandersetzung mit ihnen zur Unmöglichkeit wird. Der Humor bewegt sich auf einem bestenfalls soliden Level. Und Klischees werden deutlich öfter stehen gelassen als auseinander genommen. Woher der Hype rührt, will sich mir nicht erschließen.
Bilder & Trailer: (c) Weltkino
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Wo spielt die Beanie Feldstein den wahnsinnig gut? Vielleicht komm ich mit der auch nicht klar, aber das war mir wieder so Jonah Hill Comedystyle. Für mich fällt die gegenüber Kaitlyn Dever deutlich ab.
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Ihre Figur ist auf jeden Fall… gewöhnungsbedürftig. Was ja aber nicht an der Darstellerin liegt. In meinen Augen hat sie diese Rolle aber grandios verkörpert.
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Ich hatte eher das Gefühl, die Darstellerin legt die Figur so an und das fand ich nervig. Aber damit stehe ich ziemlich alleine da…
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