Lady Bird

Greta Gerwig, USA 2017 – Nur wenige Tage vor Little Women habe ich mir Greta Gerwigs Erstlingswerk Lady Bird angesehen. Einen Film, den ich sehr lange vor mir hergeschoben hatte – und bei dem ich es nun extrem bereut habe, ihn nicht eher gesehen zu haben. Denn die Geschichte um eine junge Frau, die ihren Geburtsnamen quasi verleugnet und von allen, inklusive und insbesondere ihrer Mutter, Lady Bird genannt werden will, ist ein kleines Indie-Meisterwerk.
Dabei lässt sich der rote Faden dieses Films gar nicht so leicht zusammenfassen. Am einfachsten wäre wohl zu sagen: Er ist das Leben der Protagonistin (gespielt von Saoirse Ronan). Die versucht – zwischen der strengen Doktrin an ihrer katholischen Schule, einem seit kurzem arbeitslosen Vater in der Midlife-Crisis (Tracy Letts), einer völlig überarbeiteten Mutter (Laurie Metcalf als Krankenschwester), einem rebellischen Bruder und einem ersten Freund (Lucas Hedges), der sich irgendwann als schwul outet – einen Entwurf für sich, ihr Leben und ihre Zukunft zu finden. Erschwerend kommt hinzu, dass sie weder gut in der Schule ist, noch irgendein großartiges Talent vorweisen kann – außer, dass sie verdammt selbstbewusst ist. Um das aber reicht, um es von Sacramento nach New York zu schaffen?
Lady Bird ist ein mustergültiges Coming-of-Age-Stück: ein Film voller Grautöne, voller witziger, aber auch voller tragischer Momente, voller Menschlichkeit. Leben eben. In den dynamischen und doch so authentischen Dialogen verstecken sich zahlreiche große und kleine tröstende aber auch schmerzliche Wahrheiten („Ich möchte, dass du zur besten Version von dir wirst.“ – „Was, wenn das schon die beste ist?“). Immer wieder gibt es Momente von unglaublicher Kraft, und dank des hohen Erzähltempos vergeht dieser Film auch noch wie im Flug. Weshalb mich Lady Bird letztlich aber derart erwischt hat, liegt in seiner übergreifenden Narrative begründet, die mich auch biografisch tangiert: Er junger Mensch mit Ambitionen will hinaus aus der Provinz, hinein in den Schmelztigel von Kultur und Leben – und muss letztlich erkennen, welches Glück er zurückgelassen hat.
Bild: © Universal Pictures Germany
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