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Der Glanz der Unsichtbaren

Les Invisibles, Louis-Julien Petit, FRA 2019 – Ein sozialkritisches Gesellschaftsdrama aus Frankreich mit humoristischem Einschlag – das hätte ganz leicht nach hinten losgehen und in selbstgefälligem Wohlfühl-Kitsch münden können. Doch Der Glanz der Unsichtbaren macht – Überraschung – sehr, sehr vieles richtig. Der rund 100-minütige Film erzählt von einer Tageseinrichtung für obdachlose Frauen, in der eine Gruppe engagierter Sozialarbeiterinnen mit ihren Klientinnen, dem eigenen Privatleben und den staatlichen Vorgaben zu kämpfen hat. Denn obwohl sie den Wohnungslosen theoretisch eine Unterkunft für die Nacht bieten könnten und wollen, ist ihnen eben das untersagt. Es komme sonst zu einem Abhängigkeitsverhältnis, so die Begründung. Doch was für die einen Abhängigkeit, ist für die anderen die soziale Stabilität, die es braucht, um wieder auf die Beine zu kommen. Um Kraft und Motivation zu schöpfen, um einen geregelten Alltag und vielleicht sogar eine Anstellung zu finden. Und so setzen sich die Sozialarbeiterinnen über die Behörden hinweg, öffnen ihr Haus, bieten Workshops an und veranstalten sogar eine Jobmesse.

Der Glanz der Unsichtbaren trifft den richtigen Ton zwischen emotional ergreifender Tragik und authentisch-menschlicher Leichtherzigkeit. Die obdachlosen Frauen werden nicht auf ihre prekären Situation reduziert, sondern als vielschichtige Menschen mit ganz eigenen Vorlieben, Problemen, Fähigkeiten und Fehlern gezeichnet. Regisseur Louis-Julien Petit hat dafür zahlreich Laiendarstellerinnen engagiert – eine Entscheidung, die sich mehr als ausgezahlt hat, da das Herzstück dieses Films (das nahezu ausschließlich weibliche und unheimlich diverse Ensemble) auf diese Weise eine extreme Glaubwürdigkeit erhält. Die Kernbotschaft ist darüber hinaus angenehm optimistisch und feministisch, ohne aufgesetzt zu wirken. Zugegeben: Wenn das erste mal „Sisters Are Doin‘ It for Themselves“ erklingt und das mit einer klassischen Motivations-Montage verknüpft wird, dann schrammt der Film zumindest dieses eine Mal arg am Klischee vorbei. Sobald der Song jedoch das zweite Mal gespielt wird, ganz am Ende, könnte er kaum besser passen. Ein starkes Stück Kino.

imdb / Trailer

Bild: © Piffl Medien

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