The Guilty (2018)

Den skyldige, Gustav Möller, DEN 2018 – Das dänische Kammerspiel The Guilty beginnt unspektakulär: Der Polizist Asger (Jakob Cedergren) sitzt zum wiederholten Male in der Notrufzentrale von Kopenhagen. Ein Anrufer berichtet, von einer Prostituierten überfallen worden zu sein. Sichtlich amüsiert gibt Asger den Fall an die Kollegen auf Streife weiter. Der nächste Anruf geht auf seinem Privathandy ein: Eine Journalistin fragt Asger, ob er vor dem morgigen Gerichtstermin ein Statement abgeben möchte. Kein Kommentar. Der dritte Anruf löst schließlich etwas aus, das Asger den Rest des Abends und wohl auch seines Lebens beschäftigen wird: Ein Frau ist entführt worden. Zumindest deutet alles darauf hin.
Die Handlung von The Guilty spielt sich ausschließlich in dieser Notrufzentrale ab, der Plot wird nahezu komplett über Dialoge – in diesem Fall: Telefonate – vermittelt. Das funktionierte schon bei No Way Back mit Tom Hardy wunderbar. Hier aber gibt es dank des größeren Figurenensembles einen noch stringenteren roten Faden, der mit einigen wenigen, aber umso erschütternderen Wendungen aufwartet. Die stellen Erwartungen und Stereotype sowohl beim Protagonisten als auch beim Publikum auf eine harte Bewährungsprobe. Das vollständige Bild setzt sich, genau wie bei einem klassischen Krimi, erst nach und nach anhand einzelner Aussagen, Bausteine und Hinweise zusammen. Dieser Prozess ist nicht zuletzt dank des Hauptdarstellers und der intensiven Inszenierung unheimlich spannend geraten.
Schon anhand des Titels wird klar, dass sich der erzählerische Kern von The Guilty um Fragen von Schuld und Unschuld dreht – und die Erkenntnis, dass die Zuweisung selbiger anhand unserer Vorprägung oft viel zu schnell erfolgt. Die Fassade von Gut und Böse wird hier allmählich abgetragen; zurück bleiben Menschen, die beides in sich tragen und mit dem Konflikt zwischen beiden Kräften hadern. Ein intensiver, kluger und mitreißender Film.
Bild: © Ascot Elite Filmverleih