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Crazy World (2014/2020) @ „We are One“

Isaac G.G. Nabwana, UGA 2014/2020 – Manche Dinge lassen sich schlicht nicht rational erklären. Warum in der Aufnahmesession für unseren nächsten Podcast so viel schief gelaufen ist, etwa. Oder warum Menschen ausgerechnet dann gegen Corona-Maßnahmen demonstrieren, wenn diese bereits gelockert wurden. Oder auch: Weshalb ich so viel Vergnügen an Crazy World hatte. Denn dieser Film ist – nüchtern betrachtet – ein einziges Chaos. Die Produktion aus Wakaliwood, einem losen Zusammenschluss leidenschaftlicher Filmfans aus dem Herzen Ugandas, erzählt von einer Gruppe Kids (den Kung-Fu-erprobten Waka Starz), die von der örtlichen Mafia entführt werden, weil die sich von deren Blut ewige Jugend versprechen, und ist unter ästhetischen Gesichtspunkten kaum auszuhalten.

Konkret heißt das: Es wird vollkommen willkürlich zwischen den verschiedenen Schauplätzen hin- und her gesprungen. Es gibt Einspieler, die Ausschnitte aus älteren Wakaliwood-Filmen zeigen, neue anteasern oder einen zusammenhangslosen Subplot aufmachen. Regisseur Isaac G.G. Nabwana kommentiert seinen Film durchgängig aus dem Off, als wäre er selbst sein größter Fan. Jede Einstellung wartet – selbst in derselben Szene – mit unterschiedlicher Beleuchtung und Tonqualität auf. Und auf die unterirdischen Special Effects brauche ich wahrscheinlich gar nicht eingehen.

Nun aber kommt das große „Aber“: Crazy World ist ein völlig verrückter Trip, eine Hommage an Action-Flicks à la Rambo inklusive Kung-Fu-Einlagen und unerwarteten Brüchen mit der vierten Wand, die vor Energie aus allen Nähten platzt. Und der man zu jeder Sekunde anmerkt, dass alle, die an diesem Werk beteiligt waren, mit größter Leidenschaft und gewaltigem Elan dabei waren. Das Selbstbewusstsein, mit dem der Mangel an High-Class-Filmequipment überspielt wird, lässt all die handwerklichen Unzulänglichkeiten hinter einem Schleier des Amateurhaft-Sympathischen verschwinden und sorgt für rund 60 Minuten beste Unterhaltung. Ganz so als hätte das Kind von Quentin Dupieux und Michael Bay sich an einem Remake von Black Dynamite versucht. Vollkommener Wahnsinn – aber auch wahnsinnig gut. Und im Rahmen des „We are One“-Filmfestivals auch noch völlig kostenlos auf YouTube verfügbar. Bis zum 7. Juni und hoffentlich darüber hinaus. Dafür gibt es auch eine völlig irrationale, aber verdiente Wertung.

 

Bild: © Isaac G.G. Nabwana / TIFF

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