45 Days in Harvar (2019) @ „We are one“

45 días en Jarbar, César Aréchiga, MEX 2019 – Der Künstler César Aréchiga hat ein Experiment gewagt: In einem mexikanischen Hochsicherheitsgefängnis baute er sein Atelier nach und gab einer Handvoll Insassen 45 Tage lang Kunstunterricht – vom Bau und der Vorbereitung der Leinwände, über Ideen- und Motivfindung bis zu Perspektiv-, Farb- und Techniklehre. Eine Erfahrung, die in diesem Dokumentarfilm festgehalten wurde, der langatmig beginnt, doch schon bald erhellende Einblicke in das Innenleben der hier porträtierten Inhaftierten liefert.
Kunst im Knast: Wenn ein System ohne Regeln auf eines mit strikten trifft, dann setzt das entstehende Spannungsfeld anscheinend ungeahnte Kräfte der Selbstreflexion frei. Tätowierte Schwerverbrecher und Drogendealer sprechen plötzlich ganz freimütig und authentisch vor laufender Kamera über ihre Vergangenheit, ihre Vergehen, ihre Familien, ihre Erfahrungen hinter Gittern. Und über die strukturellen Probleme Mexikos, einem Staat voller Korruption und in dem es – wie in anderen Ländern – nahezu unmöglich ist, der Spirale aus Kriminalität und Kriminalisierung zu entkommen, wenn man einmal darin gefangen ist. Je länger 45 Days in Harvar andauert, desto aufschlussreicher, berührender, packender werden diese Momente, was in Verbindung mit den innerhalb dieser kargen Kulisse entstehenden Kunstwerken eine eindrucksvolle Dokumentation ergibt.
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Bild: © We are One FF / Guadalajara Film Festival / Chinchorro Films
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