Semper Fi (2020)

Henry Alex Rubin, USA 2020 – Semper Fi ist ein Film der verpassten Chancen. Die Geschichte um eine Gruppe von fünf Männern aus dem Bundesstaat New York – allesamt einfache Arbeiter wie auch Reservisten bei den US-Marines – wartet mit einer Prämisse auf, die ein spannendes moralisches Gedankenexperiment verspricht: Einer der fünf, der Polizist Callahan (Jai Courtney), hält seinen kleinen Bruder Oyster (Nat Wolff) von der Flucht ab, nachdem dieser bei einer Prügelei seinen Gegenüber aus Versehen und in Notwehr getötet hat. Dadurch landet Oyster im Knast, für 25 lange Jahre. Und hasst seinen Bruder dafür, dass er ihn hinter Gitter gebracht hat. Kann Callahan die Last der Vorwürfe ertragen – oder entschließt er sich doch zu einem drastischen Schritt, um seinem Bruder zur Freiheit zu verhelfen?
Das große Problem an Semper Fi ergibt sich womöglich nur, wenn man den Film mit europäischen (respektive nicht-amerikanischen) Augen betrachtet – und ist doch schwer zu verleugnen. Denn der Armee-Hintergrund des Quintetts spielt im Prinzip keine Rolle für ihren Bund, ihre Freundschaft und ihre persönliche wie psychologische Entwicklung. Der Film wäre – würde man die Tatsache streichen, dass es sich um Reservisten handelt – schlanker, fokussierter und universeller geraten. In dieser Form aber haftet ihm trotz der nüchternen bis trockenen Inszenierung eine unangenehm pathetische Note an. Hinzu kommt, dass Semper Fi weder seine Figuren noch sein Publikum jemals aus der emotionalen Reserve zu locken weiß. Die guten Ansätze sind da, die Ausführung kommt aber nicht über durchschnittlich hinaus.
Semper Fi startet am 9. Juli 2020 im Kino.
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Bild: © Kinostar