Eine Frau mit berauschenden Talenten (2020)

La Daronne, Jean-Paul Salomé, FRAU 2020 – Patience Portefeux (Isabelle Huppert) arbeitet als Dolmetscherin bei der Polizei. Täglich übersetzt sie aufgezeichnete Gespräche von Verdächtigen – vor allem aus dem Arabischen – ins Französische und sorgt auf diese Weise regelmäßig für den finalen Hinweis auf ein Drogenversteck oder ein -geschäft. Glücklich ist die Witwe mit ihrem Job aber nicht, ein Großteil ihres Einkommens geht zudem für das Pflegeheim auf, in dem ihre Mutter ihre letzten Tage verbringt. Kurzum: Patience ist pleite. Eines Tages wittert sie jedoch eine Chance: Sie gibt der Pflegerin ihrer Mutter einen Hinweis, den diese an ihren Sohn weiterleitet, der gerade eine Ladung Haschisch ins Land bringt. Der versteckt die Ware, wird hops genommen – und Patience kann das Lager ausräumen. Dank ihrer Kenntnisse über die Szene gelingt es ihr, als „Madame Hasch“ ein kleines Vermögen anzuhäufen.
Die Idee von Eine Frau mit berauschenden Talenten ist überaus charmant – was daraus gemacht wird, schreit aber geradezu „Potential verschenkt“. Wer Anhand der Zusammenfassung und/oder des Trailers eine bissige, vielleicht auch schwarze Komödie mit sozialkritischen Aspekten à la Breaking Bad erwartet hat, bekommt stattdessen ein laues Lüftchen spendiert. Das ist an einigen Stellen zwar ganz amüsant, vor allem dann, wenn Patience in skurrile Dialoge mit ihren Drogenkontakten tritt oder (erfolgreich) versucht, sich den sprachlichen Habitus dieses Milieus anzueignen. Knüller bekommt man auf komödiantischer Ebene aber nicht.
Selbiges gilt für die Spannung. Zwar gibt es einen großen Moment, in dem diese hochkocht – ebenso schnell sind sie und mit ihr ein tragender Subplot des Film aber abrupt abgeschlossen. Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Patience und ihrem Liebhaber, einem Polizeikommissar, wird ebenfalls nur oberflächlich gezeichnet und erzählt. Und so wurschtelt sich Patience ohne große Probleme durch ihre Drogenkarriere durch, ohne jemals so wirklich in Bedrängnis zu geraten.
Eine Frau mit berauschenden Talenten läuft über seine (immerhin kurzweiligen) 106 Minuten deshalb auf Sparflamme und lässt echte Höhepunkt vermissen. Lediglich einen gibt es: Isabelle Huppert. Die beweist abermals, dass sie eine Weltklasse-Schauspielerin ist und selbst mit 67 Jahren noch zur Darstellung einer unfassbar charismatischen, beeindruckenden und, ja, attraktiven Frau in einer moralischen Grauzone im Stande ist. Allein sie kann den Film noch ins Mittelmaß heben.
Bild & Trailer: © Neue Visionen Filmverleih
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Stimme dir voll und ganz zu…da wurde wirklich einiges an Potential verschenkt.
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