Das melancholische Mädchen (2019)

Susanne Heinrich, DEU 2019 – Es gibt seltsame Filme – es gibt sehr seltsame Filme. Das melancholische Mädchen gehört ohne Frage zu letzterer Kategorie. Dafür spricht allein schon die Tatsache, dass sich kaum zusammenfassen lässt, worum es in dieser deutschen Produktion geht. Man könnte es wie folgt versuchen: Eine junge Frau (Marie Rathscheck), die an Weltschmerz sowie gesellschaftlichem Verdruss leidet und so gar nichts vom Patriarchat hält, berichtet in lose zusammenhängenden Episoden von ihrem Leben – dem Leben eines melancholischen Mädchens, das ihren Alltag mit bedeutungslosem Sex sowie -schwangeren Mono- und Dialogen füllt.
Das Ganze mutet wie ein experimentelles Theaterstück an: Die knallig bunten Kulissen machen keinen Hehl daraus, wie unecht sie sind; sämtliche Darsteller sprechen in überbetont monotoner, emotionsloser Weise; die Szenen sind in starrer Zentralperspektive festgehalten. Das ist in seinen besten Momenten ziemlich unterhaltsam und erhellend, denn hinter all dem Geschwafel versteckt sich durchaus die ein oder andere aufschlussreiche Erkenntnis über unsere gesellschaftliche Gegenwart. In seinen schlechtesten Momenten (davon gibt es allerdings nicht viele) wirkt das einfach nur seltsam und etwas prätentiös. Man kommt allerdings kaum umhin, genau darin eine Parodie auf einen hyper-individualistischen Lifestyle zu sehen, der sich in elenden First-World-Problems ergeht und das zur Grundlage eines durch und durch zynischen Weltbildes macht. Ein alles andere als konventioneller Streifen, dem man (nicht nur) aufgrund seiner kurzen Laufzeit aber eine Chance geben sollte. Danach kann man ihn immer noch hassen oder lieben. Oder irgendwas dazwischen.
Bild: © Salzgeber