Borat Anschluss-Moviefilm (2020)

Borat Subsequent Moviefilm, Jason Woliner, USA 2020 – Was für ein Coup: Da hat Sacha Baron Cohen Mitte Oktober zur Überraschung aller nach 14 Jahren die Fortsetzung der Kult-Mockumentary-Komödie Borat bei Amazon Prime Video gedroppt, um den Film noch vor den US-Wahlen unter die Leute zu bringen. Kein Wunder, arbeitet er sich doch vornehmlich an diesem Thema und speziell der Spaltung der US-amerikanischen Gesellschaft ab. Ein guter Film ist dabei jedoch nicht herausgekommen.
Der Aufhänger diesmal: Der kasachische Reporter Borat wird nach mehreren Jahren Haft und Zwangsarbeit von seinem Präsidenten in die USA geschickt, um dort dem (inzwischen ehemaligen) Vize-Präsidenten Mike Pence ein Geschenk zu überbringen. Nämlich einen Affen. Weil der auf der Überfahrt stirbt und sich Borats Tochter Tutar (Maria Bakalova) in der gleichen Kiste in die USA geschmuggelt hat, fasst Borat einen neuen Plan: Er will Pence seine Tochter schenken – auch zu ihrer Freude, denn die junge Frau wünscht sich, endlich einen alten Mann zu heiraten und gemäß kasachischer Tradition für den Rest ihres Lebens in einen Käfig gesperrt zu werden. Einen goldenen, im besten Fall.
Und so beginnt für Borat ein zweiter Streifzug durch die USA, bei dem ihm jedoch zwei Dinge in die Quere kommen: die Tatsache, dass er überall erkannt wird, weshalb Sacha Baron Cohen in diverse andere ulkige Kostüme schlüpft – und das Coronavirus. Man kann sich kaum vorstellen, wie es sein muss, einen solchen Guerilla-Film unter derartigen Bedingungen zu produzieren; man sieht nur das Ergebnis. Und das ist dürftig. Denn nicht nur dauern Szenen länger und verweilen mehr im Stillstand – man merkt vielen von ihnen auch schnell an, dass sie offensichtlich gestellt sind. Der Humor fällt derweil gewohnt derbe aus – wobei sich der Film aber die berechtigte Frage gefallen lassen muss, ob das noch zeitgemäß ist.
Vor allem aber macht sich der Tochter-Plot negativ bemerkbar, der dem Konzept einer Ansammlung absurder, vermeintlich entlarvender und alltäglicher Szenen völlig zuwiderläuft, stülpt er dem ganzen Film doch eine fiktionale Hülle über, samt Charakterentwicklung und aufgesetzter Moral respektive Läuterung der Hauptfigur am Ende. Klar, die Sequenz mit Trump-Anwalt Rudy Giuliani ist ein krasser Coup. Und auch der „Storytwist“ am Ende ist charmant und kreativ. Alles davor aber ist ermüdend, humoristisch vor 14 Jahren stehengeblieben und leidet unter dem Widerspruch zwischen vorgeblicher Authentizität und gescriptetem Handlungsverlauf.
Bild: © Amazon
Ja, den fand ich auch echt nicht gut. Er hatte so hier und da seine Stellen, aber insgesamt war das sehr flach…
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Genau meine Meinung. Trotzdem irgendwie beachtlich, dass er den (in dieser Form) abgedreht hat
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