Monos – Zwischen Himmel und Hölle (2019)

Monos, Alexis Dos Santos & Alejandro Landes, COL/ARG/NLD/DNK/SWE/DEU/URY/USA 2019 – Abgeschnitten von der Außenwelt hocken sie auf einem Berg, irgendwo in der menschenleeren Weite Kolumbiens: eine Handvoll junger Soldatinnen und Soldaten, vermutlich Teil der FARC-Rebellen, einer kommunistischen Miliz, die schon seit Jahrzehnten für Spannungen in dem südamerikanischen Land sorgt. Sie halten eine amerikanische Geisel und warten sonst nur auf neue Befehle ihres Kommandanten. Als der zu Beginn von Monos – Zwischen Himmel und Hölle zur Stippvisite vorbeischaut, hat er Geschenk dabei: eine Kuh. Auf die soll die Truppe nun acht geben. Stirbt sie, werde das der gesamten Organisation schaden, sagt er.
Genau das muss natürlich passieren. Die Nachwuchskämpfer*innen haben keine politischen Ambitionen, sind dennoch verblendet von der Ideologie ihrer Vorgesetzten – und vor allem auf Gewalt aus. Ziellos verbringen sie ihre Tage, indem sie sich prügeln, miteinander schlafen, Drogen nehmen und wild um sich schießen. Dabei wird auch die Kuh getroffen.
Was nun als Ausgangspunkt für eine wesentlich größere Geschichte dienen könnte, wird in Monos nur zu einer von vielen Stationen auf dem Werdegang dieser Truppe, deren anfängliche Einigkeit allmählich auseinanderbröckelt. Zerfressen von der Aussicht auf Gewalt, auf Blut, steigern sie sich allmählich in einen Wahn hinein, der immer absurdere Züge annimmt. Apocalypse Now in Kolumbien? Nun, nicht ganz. Wo Coppolas Anti-Kriegs-Klassiker einer stringenteren Narration folgte und den Abstieg einer zentralen Figur hinein in den Wahnsinn des Krieges porträtierte, ist Monos vielmehr ein erzählerischer Flickenteppich – sowohl was die Charaktere als auch ihre Entwicklung betrifft. Weit entfernt und abstrakt wirkt der Krieg hier (Ist es überhaupt ein echter?). Und ebenso entfernt und abstrakt wirken diese Menschen, die ihn ausfechten wollen und sehnlichst auf ihn warten.
Im Gegensatz zu Apocalypse Now fehlen sowohl der eine Bezugspunkt als auch das klar erkennbare Ziel. Dieser Film flattert, vibriert. Und passt insofern deutlich besser in unsere Zeit, in der doch alles viel ambivalenter, vielschichtiger ist. In sich viele – ähnlich wie die jungen Soldat*innen – nach einem konkreten Feindbild sehen, das diese Welt aber nicht (mehr) hergibt. Monos verweigert sich einer eindeutigen Aussage, einer expliziten Anti-Kriegs-Botschaft. Die muss man selber suchen – und keine Sorge: Man wird sie finden.
Bild: © DCM
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Ein starkes, immersives Filmerlebnis. Den konnte ich im Juni sogar im Kino sehen.
https://www.kino.vieraugen.com/kino/monos/
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