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Meine Top 20 Filme 2020 – Platz 20 bis 11

Jahresende. Zeit für den obligatorischen Rückblick und die eigentlich schon verpflichtende Top-Liste. Und da das Jahr ohnehin beschissen genug war, verzichte ich auch 2020 auf einen Flop-Liste und sorge stattdessen für positive Vibes, indem ich nicht nur meine liebsten zehn, sondern sogar 20 Filme des Jahres nochmal Revue passieren lassen. Heute folgen die Plätze 20 bis 11, in den nächsten Tagen dann die ersten zehn. Hörer unseres Podcasts können schon früher erfahren, welche Filme mich am meisten begeistert haben, denn bereits 1. Januar erscheint der große Jahresrückblick der Kinotagesstätte im XXL-Format. In dem verlieren wir auch ein paar allgemeine Worte zum Film- und Kinojahr an sich, weshalb ich an dieser Stelle darauf verzichten werden.

Schreiten wir also gleich zur Tat! Hier meine Plätze 20 bis 11:

Platz 20: Wasp Network

Olivier Assayas erzählt die wahre Geschichte einer Gruppe von kubanischen Flüchtlingen, die sich in den USA niederlassen, um von dort aus Propagandaaktionen gegen das sozialistische Regime durchzuführen. Trotz diverser historischer und persönlicher Irrungen und Wirrung kann der Film stets den roten Spannungsfaden wahren, wartet mit tollen Performances (unter anderem von Édgar Ramírez, Wagner Moura, Penélope Cruz und Ana de Armas) auf und kommt nach zwei Drittel mit einem Twist um die Ecke, der mich kalt erwischt hat.

Wasp Network (c) Netflix

Platz 19: The Peanut Butter Falcon

Wohlfühl-Sommerkino der etwas ungewöhnlichen Art: Der am Down-Syndrom erkrankte Zak (Zack Gottsagen) bricht aus seinem Heim aus und will seine Ikone, einen Wrestler, besuchen, um selbst Wrestler zu werden, und begegnet dabei einem von Shia LaBeouf verkörperten Tunichtgut, der selbst auf der Flucht ist. Beide entwickeln eine wunderbare Freundschaft – ein einerseits typischer, andererseits ganz und gar untypischer Roadtrip, der zum Lachen, Träumen und Verweilen einlädt.

The Peanut Butter Falcon © Tobis

Platz 18: Intrige

Wie wir ja schon in unserer Podcast-Folge zu Film-Skandalen festgestellt haben: Roman Polanski ist menschlicher Abschaum – aber eben auch ein ziemlich guter Regisseur. Das bestätigt sich auch bei der Sichtung von Intrige, in dem er die Dreyfus-Affäre innerhalb des französischen Militärs Ende des 19. Jahrhunderts minutiös aufarbeitet und dabei die Spannungskurve eines gelungenen Krimithrillers in ein historisches Setting verpackt. Es fällt schwer, die offensichtlichen Bezüge zu Polanskis eigener Biografie auszublenden. Gelingt das jedoch, reift Intrige zu einem sehr gelungenen Streifen heran.

Intrige © Weltkino

Platz 17: On the Rocks

Sofia Coppola lässt es in ihrem jüngsten Film ruhig angehen und liefert eine kleine Hommage an ihr Durchbruchs-Werk Lost in Translation ab, indem sie eine Familienmutter (Rashida Jones) mit ihrem seltsamen Chauvi-Vater (Bill Murray) auf die Suche nach Hinweisen für den mutmaßlichen Ehebruch ihres Gatten schickt. Ein ruhiger Film ohne nennenswerte dramaturgische Höhepunkte, dafür mit einem großartigen Hauptakteurs-Duo und einem wunderbar entschleunigten Erzähltempo.

On the Rocks © A24/Apple TV+

Platz 16: Sound of Metal

Riz Ahmed als Metal-Drummer, der sein Gehör verliert und, um mit der neuen Situation klarzukommen, sein altes Leben hinter sich lässt, als er in eine Gemeinschaftsunterkunft für Gehörlose einzieht. Brillantes Sounddesign, ein toller Darsteller und eine extrem ambivalente Hauptfigur, deren Werdegang nicht denen in ähnlich gelagerten Filmen entspricht, sondern immer wieder an der harten Realität zerschellt. Ein Film über Sucht, Passion und Obsession, der nicht verurteilt oder belehrt, sondern Verständnis wecken will. Dafür, dass jemand eine derart einschneidende Veränderung in seinem Leben nicht akzeptieren will – aber irgendwie muss.

Sound of Metal © Amazon Studios

Platz 15: The New Mutants

Der Film, den dieses Jahr irgendwie jeder gehasst hat – bis auf eccehomo42 und ich, wie es scheint. Ob das nun an falschen Erwartungen bei allen anderen oder nicht vorhandenen bei mir selbst lag: The New Mutants war im (ausgedünnten) Superhelden-Genre des Jahres 2020 der beste Ableger, weil er vieles anders macht, etwa auf einen klassischen Antagonisten zu verzichten und stattdessen eine Gruppe von psychisch traumatisierten Außenseitern in den Mittelpunkt zu stellen, die mit ihren materialisierten Ängsten konfrontiert werden. Ein charakter- und nicht plotgetriebener Psycho-Horror-Coming-of-Age-Hybrid, der auch unbequeme Themen anfasst.

New Mutants © 20th Century Studios / Disney

Platz 14: Der Unsichtbare

Apropos unbequemes Thema: Darum geht’s auch in Der Unsichtbare, in dem Elisabeth Moss ihren kontrollsüchtigen Gatten verlässt, der bald darauf stirbt und sie fortan in ihrer Vorstellung verfolgt. Oder lebt er doch noch – als unsichtbare Gestalt – weiter? Unter Horror-Gesichtspunkten wird hier eher Standardkost geboten, die dichte Spannung entwickelt sich stattdessen aus dem psychologischen Spiel mit Wahnvorstellungen und Realität. Ein Film, der das Thema häusliche Gewalt und toxische Männlichkeit effektiv in ein Genre-Korsett kleidet.

Der Unsichtbare © Universal

Platz 13: Queen & Slim

Zwei Schwarze treffen sich zum ersten Date, auf dem Rückweg werden sie von einem rassistischen Polizisten angehalten, der in der Folge ums Leben kommt. Beide treten in bester Bonnie-und-Clyde-Manier die Flucht durch die Staaten an und treffen dabei auf viele Menschen, die sie unterstützen. Eine tragische Geschichte in tollen Bildern, mit einem formidablen Hauptdarsteller-Duo und fantastischer Musik.

Daniel Kaluuya und Jodie Turner-Smith in „Queen & Slim“. (c) Universal

Platz 12: Die Wütenden – Les Misérables

Ladj Ly inszeniert zwei Tage in einem Pariser „Problemviertel“ als höchst ambivalente Milieustudie: Drei Polizisten durchstreifen die Straßen auf der Suche nach einem verschwundenen Baby-Tiger und geraten dabei in allerhand kuriose, aber erstaunlicherweise völlig glaubwürdige Situationen. Ein Film, der nicht urteilen, sondern die Realität zeigen will – und dem das dank eines authentischen Dialogstils und des vielfältigen Figurenensembles auch problemlos gelingt.

Die Wütenden – Les Misérables (c) Alamode Filmverleih

Platz 11: Berlin Alexanderplatz

Lange habe ich an meiner Top 10 herumgewerkelt – am Ende musste Berlin Alexanderplatz zugunsten eines anderen Films weichen. Das dreistündige Mammut-Epos über einen Flüchtling, der in Deutschland eine neue Perspektive sucht, ist bildgewaltig, hypnotisierend und weist trotz seiner Laufzeit nur wenige Längen auf. Ein Film, der viel will und sich damit auch etwas überhebt – der aber Ambitionen hat und etwas über unsere Gegenwart sagen will. Und das kam in der deutschen Filmlandschaft zuletzt ja nicht allzu oft vor.

Berlin Alexanderplatz © eOne

Beitragsbild: © eOne / Universal / Amazon Studios

17 Kommentare zu „Meine Top 20 Filme 2020 – Platz 20 bis 11 Hinterlasse einen Kommentar

  1. Les Miserables hätte ich in deiner Top Ten erwartet. Bis auf Wasp Network und Der Unsichtbare habe ich alle gesehen und bei keinem würde ich sagen, dass er nicht gut ist, aber die meisten haben bei mir weniger Eindruck hinterlassen.

    Gefällt 1 Person

    • Tja, was soll ich da jetzt sagen – außer dass es bei mir eben so war 😅
      Klar, gab sicher noch deutlich bessere Filme, von denen ich aber einige nicht gesehen habe (manche finden sich auch in deiner Top 10). Und: Sind ja auch nicht umsonst „nur“ die Plätze 20 bis 11 😉
      Les Miserables war, wie man sieht, in der engeren Auswahl für die Top 10, musste sich dann aber geschlagen geben

      Gefällt 1 Person

      • Also du musst dich jetzt nicht für deine Auswahl verteidigen. Dann bin ich mal gespannt, wie du die findest, solltest du nachholen (Waves gefällt dir sicher, bei den anderen bin ich nicht so sicher)

        Gefällt 1 Person

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