Captive State (2019)

Rupert Wyatt, USA 2019 – Der Titel ist etwas trügerisch: In Captive State ist nicht nur ein einzelner Staat, sondern die gesamte Welt in Geiselhaft. Und zwar in der von Aliens, die die Kontrolle über sämtliche staatlichen Institutionen übernommen und eine unterirdische Basis errichtet haben, dort wertvolle Mineralien abbauen (lassen) und gelegentlich auch Menschen deportieren. Die Welt ist zu einem globalen Überwachungsstaat geworden: Alle tragen lebende Peilsender im Körper, wer ausscharrt, verschwindet, und die Polizei unterstützt die sogenannten Legislatoren tatkräftig.
Dann aber passt der Titel wiederum doch, denn Captive State spielt – neun Jahre nach der Invasion angesiedelt – vollständig in Chicago und konzentriert sich dort vor allem auf das Viertel Pilsen, in dem eine Widerstandsgruppe ernsthafte Bestrebungen gegen die Invasoren hat. Im Mittelpunkt stehen Widerstandsvorkämpfer Rafe (Jonathan Majors), seine kleiner Bruder Gabriel (Ashton Sanders) und der Polizist Mulligan (John Goodman), die sich ein Katz-und-Maus-Spiel liefern. Die einfallslose, trist-graue Optik mag Geschmackssache sein, fängt die Hoffnungslosigkeit der Menschen jedoch visuell passgenau ein und sorgt in Kombination mit der martialischen Musik für eine einnehmend düstere Atmosphäre.
Dass Captive State örtlich derart gebunden ist, ist jedoch Fluch und Segen zugleich. Einerseits kann er sich dadurch ganz auf das Geschehen vor Ort und die handelnden Charaktere fokussieren, andererseits hätte man schon gerne erfahren, wie es außerhalb der Stadtgrenzen aussieht und wieso einige Figuren Hoffnung in eine Flucht nach Kanada setzen, wo doch das Alien-Regime anscheinend weltweit agiert. Nichtsdestotrotz: Das World Building ist gelungen, die Spannungsbögen sitzen, die Twists sind zwar nicht innovativ, aber verleihen der Handlung noch eine zweite Ebene, aus der man einiges über die individuelle Verantwortung in Ausnahmesituationen und im Kampf gegen ein ungerechtes, menschenfeindliches System schöpfen kann. Erwartet keinen modernen SciFi-Klassiker, sondern ein wahrscheinlich sehr schnell vergessenes Genre-Exemplar. Aber immerhin eines, das für knapp zwei Stunden zu fesseln vermag.
Beitragsbild: © eOne Germany
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