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Zack Snyder’s Justice League (2021)

Zack Snyder, USA 2021 – Einer Familientragödie war es geschuldet, dass Zack Snyder die Dreharbeiten zu Justice League seinerzeit nicht beenden konnte und das Projekt in die Hände von Joss Whedon gab. Wer auch immer diese Idee hatte, sollte unbedingt seinen Job wechseln, denn ihm war wohl (warum auch immer) nicht bewusst, dass sich die Stile der beiden Regisseure – auf der einen Seite der unterkühlte, epochale Melodramatiker, auf der anderen der knallig-bunte Pop-Prolet – so gut vertragen wie Teufel und Weihwasser. Am Ende bekamen wir einen stilistischen Cocktail, in dem wenig zusammenpassen wollte und der, je nachdem wen man fragt, entweder so halbwegs okay (meine Meinung damals nach dem Kino) oder eine ziemliche Katastrophe (meine Meinung heute) war.

Nun hat Snyder – quasi neben den Dreharbeiten zu Army of the Dead – sein ursprüngliches Projekt generalüberholt und eine vierstündige (!) Fassung von Justice League veröffentlicht, die sich drastisch von der Kinoversion unterscheidet. Die um einiges besser ist. Und die doch zugleich deutlich macht: Das Kernproblem der ursprünglichen Fassung waren nicht die zwei verschiedenen Regisseure, sondern ist größerer struktureller Natur.

Noch immer sind die drei Neuzugänge auf guter Seite – Aquaman (Jason Momoa), Flash (Ezra Miller) und Cyborg (Ray Fisher) – holzschnittartige Figuren, die selbst durch den großen Zuwachs an Backstories kaum interessanter werden. Noch immer ist die grundlegende Storyprämisse von den drei Mutterboxen hanebüchener Käse. Noch immer ist der Antagonist ein Hanswurst (auch wenn er jetzt deutlich cooler aussieht). Noch immer sorgt eine überlebensgroße Figur wie Superman (Henry Cavill) dafür, dass im Finale kaum Spannung aufkommen will. Noch immer sehen viele digitale Effekte bestenfalls mittelmäßig, teils verdammt mies aus. Und noch immer will der Film zu viel – diesmal sogar noch mehr, wie der ausufernde Epilog beweist, der etliche Sachen (sprich: Filme und Figuren) anteasert, die wir angesichts des finanziellen Misserfolgs des DCEU vermutlich nie zu Gesicht bekommen werden.

Und dennoch ist Zack Snyders Director’s Cut ein besserer Film. Ein stringenterer, der diverse Plotlücken füllt. Ein tonal und visuell kohärenterer, bei dem überflüssige „Gags“ dem Schnitt zum Opfer gefallen sind und dessen Optik nun einheitlicher wirkt. Und: ein epochalerer Film. Das mag massivst Geschmacksache sein, doch ich kann mich Snyders optisch unterkühltem, groß aufgezogenem, vor Zeitlupen und großen existentiellen Fragen (die nie beantwortet werden) überquellendem Stil nicht entziehen. Es ist weniger das Ergebnis als vielmehr die „Scheiß drauf, das hier ist mein Opus Magnum“-Attitüde, welche durch all dies hindurchstrahlt, die mich dabei so fesselt und mir zwar kein herausragendes, aber doch besseres, einnehmenderes Filmerlebnis beschert hat. Auch wenn ich mir das aufgrund der Länge auf zwei Abende aufteilen musste. Zack Snyder’s Justice League ist vier Stunden Tristesse, ja. Aber auf seine Weise eine faszinierende Tristesse.

(c) Warner Bros. / HBO Max

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