Candyman (2021)

Nia DaCosta, CAN/USA 2021 – Wenn „Jordan Peele“ und „Horror“ draufstehen, dann ist gesellschaftskritischer Grusel an der Tagesordnung. Nun gut, bisher gab es mit Get Out und Wir nur zwei filmische Beispiele, die diese These bestätigen; mit Candyman folgt nun aber Nummer drei. Und auch wenn Peele hier „nur“ Produktion und Drehbuch übernommen und die Regie der Newcomerin Nia DaCosta überantwortet hat, so ist doch erneut ein gelungener Schocker mit Substanz entstanden.
Obgleich die Bezeichnung „Schocker“ etwas irreführend sein könnte, denn Candyman verzichtet auf die großen Jumpscares und liefert auf Horrorebene wahrlich wenig mehr als Standardkost. Als Fortsetzung des Originals aus den 90ern (den man hierfür nicht kennen muss) geht es hier abermals nach Chicago. Das Viertel, im dem der unsichtbare Mann mit der Hakenhand einst gejagt hat, ist inzwischen gentrifiziert, wird von Luxusappartements und Künstlern dominiert – einer von ihnen: Anthony (Yahya Abdul-Mateen II), der bei der Suche nach Inspiration auf die urbane Legende des Candyman stößt – und sie wiederbelebt. Mit fatalen Folgen für die Menschen in seinem Umfeld.
Was als kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Gentrifizierung beginnt, wird im Mittelteil zu einem durchaus spannenden, aber wenig überraschenden Slasher, der sich höchstens noch durch Nuancen in seiner Inszenierung auszeichnet. So gefällt vor allem der visuelle Umgang mit dem Spiegelmotiv, sei es nun ganz direkt oder eben indirekt durch auf dem Kopf stehende Bilder und spiegelverkehrte Logos der Produktionsstudios. Im Schlussakt allerdings legt Candyman nochmal eine thematische Schippe drauf und wird überraschend, aber doch organisch zu einem Film über Rassismus und Polizeigewalt im modernen Amerika. Kein neues Horrormeisterwerk, aber eine durchweg solide bis gute Produktion mit überzeugendem Cast und einer angenehm kurzen Laufzeit.
Bild: (c) Universal