Matrix Resurrections (2021)

The Matrix Resurrections, Lana Wachowski, USA 2021 – Der erste Matrix war nicht nur die allererste DVD, die ich mein eigen nennen konnte (ein Geburtstagsgeschenk samt zugehörigem Player), sondern auch ein stil- und genreprägender Klassiker, der die Action-Ästhetik des Hongkonger und Anime-Kinos für den Westen adaptierte und die hiesige damit revolutionierte. Dass nach zwei … sagen wir: schwierigen Fortsetzungen ein vierter Teil 22 Jahre nach dem Erstling noch einmal an dessen Güte anknüpfen könnte, war eigentlich von Beginn an ausgeschlossen. Und ja, die offensichtlichste Schwäche von Matrix Resurrections ist dann auch seine wenig spektakuläre Action-Inszenierung von der Stange. Dem stehen aber auch so einige Stärken gegenüber.
Die größte ist das erste Drittel des Films, in dem sich Keanu Reeves in einer neuen Version der Matrix wiederfindet und von einer Gruppe freier Menschen befreit werden soll. Dabei wird der Beginn des ersten Films nicht nur referenziert und zitiert, sondern stellenweise gar kopiert – allerdings nicht um der puren Nostalgie willen. Vielmehr spielt Regisseurin Lana Wachowski clever mit dem Erbe der Serie, mischt neue, verwirrende Element hinein, macht daraus eine Meta-Meta-Erzählung und sorgt damit für den angenehmsten Mindfuck des vergangenen Kinojahres.
Im Mittelteil krankt Resurrections an ausufernden Expositonsdialogen, hier hätte das Drehbuch seinem Publikum mehr zutrauen und verstärkt auf visuelles Erzählen setzen können. Das aber, was erzählt wird, entwickelt die Dystopie der Matrix-Filme elegant weiter. War Teil eins noch von einer gesellschaftlichen Paranoia gegenüber neuen Technologien geprägt, herrscht nun, wo wir uns alle täglich und selbstverständlich in digitalen Welten bewegen, ein ambivalenteres Verhältnis zwischen Menschen und Maschinen. Aus dem Krieg ist ein brüchiger Frieden geworden, aus der Versklavung der Menschen die (Selbst-)Täuschung der KIs, damit deren insgeheimen Wunsch nach Kontrolle durch andere zu erfüllen, und inzwischen arbeiten die Menschen sogar mit einigen eigenständigen Maschinen zusammen, sind auf die angewiesen.
Was ebenfalls gefällt: die neuen Nebenfiguren, allem voran Bugs (Jessica Henwick), und dass nun nicht mehr Neo, sondern Trinity (Carrie-Anne Moss) zum Kernpunkt aller Bestrebungen in der zweiten Hälfte wird. Es wirkt, als wolle Lana Wachowski hier ein Versäumnis der Vergangenheit korrigieren, nämlich die Vernachlässigung von Trinity in den ersten drei Matrix-Streifen sowie im kollektiven Gedächtnis, in dem nur noch Neo hängengeblieben ist. Dass es aber eigentlich immer um ein Duo ging und auch jetzt geht – das ist das, worauf Resurrections hinausläuft. Und das hat mich, bis auf die genannten Schwächen, in Sachen Blockbuster besser unterhalten als vieles, was 2021 auf der großen Leinwand zu sehen war. Und zudem auch noch geistig durchaus gefordert.
Bild & Trailer: (c) Warner Bros.
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„Matrix“ war übrigens auch meine erste DVD. Ich habe den Film 2000 (leicht verspätet) im Kino gesehen und war total weggeblasen. „Reloaded“ hat mich ganz gut unterhalten, von „Revolutions“ war ich enttäuscht. Auch wenn ich vom neuen Teil jetzt oft lese, dass er ganz ordentlich sein soll, reizt er mich so überhaupt nicht.
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