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The Batman (2022)

Matt Reeves, USA 2022 – Da ist es endlich: mein erstes echtes Kino-Highlight 2022. Vieles hätte schiefgehen können beim ersten Batman-Film von Regisseur Matt Reeves (Planet der Affen: Survival), und damit meine ich nicht das Casting von Robert Pattinson als titelgebender Protagonist, schließlich hatte der junge Mann mit Filmen wie Der Leuchtturm, The King, Tenet und The Devil all the Time in den vergangenen Jahren ja einen wahren Lauf und konnte sich damit längst als neue Schauspielgröße etablieren.

Stattdessen ist hier fast alles gelungen – auch und erst recht Pattinsons Auftritt. Zumindest wenn er im Fledermausanzug steckt und dabei sowohl die Physis als auch die düstere, wort- und emotionskarge Gemütslage des dunklen Rächers bestens verkörpert. Anders sieht das ohne den Anzug aus, dann gelingen es Pattinson und dem Drehbuch nicht, die menschgewordene Fassade Bruce Wayne erfolgreich von Batman abzugrenzen: Statt zwei konträrer Charaktere verkörpert Pattinson stets ein und denselben.

Zum Glück gibt es nicht viele dieser Szene, in denen die Hauptfigur auf ihre Maske verzichten. Ebenso Mangelware sind Szenen bei Tag, und damit kommen wir zum nächsten großen Pluspunkt: The Batman blutet Atmosphäre. Reeves‘ Film zeigt ein düsteres Gotham City am Abgrund, wie es schon in Joker der Fall war, nur spielt sich dieser Film hier in anderen Milieus ab: in Nachtclubs, auf Baustellen und dort, wo die Elite lebt, arbeitet und abhängt.

Letztere wird bedroht von einem wahnsinnigen Mörder bekannt als Riddler, gleich zu Beginn verliert der Bürgermeister inmitten des Wahlkampfes sein Leben, und Batman muss ermitteln, was ihn ins Herz der organisierten Kriminalität führt, wo Carmine Falcone (John Turturro) und der Pinguin (Colin Farrell) das Sagen haben. Selina Kyle alias Catwoman (Zoe Kravitz) hüpft auch noch herum und kommt leider etwas zu kurz. Und irgendwie scheinen all diese individuellen Positionen anfangs nur lose zusammenzuhängen.

Statt eines Actionfilms (natürlich, auch Gehaue gibt es, und das immer wahnsinnig stark inszeniert) ist The Batman ein waschechter Kriminal-Thriller, der durchaus an Finchers Sieben erinnert – und so liegt es in der Natur des Genres, dass am Ende alle, wirklich alle Fäden zusammenlaufen. Als Kirsche auf der Torte ziehen Tempo und Intensität im letzten Akt, wenn der Masterplan des Schurken ersichtlich wird, ordentlich an, und auch die überraschend zeitgeistige politische Ebene des Films wird dann ersichtlich – sie ist freilich aber auch alles andere als subtil geraten.

Reeves und sein Kameramann Greig Fraser (Dune) tauchen ihr Gotham in tiefste farblose Dunkelheit, arbeiten mit Unschärfe, blicken durch Gitter und andere Objekte, die die Sicht erschweren, spielen pointiert mit Licht – und generieren damit tiefstes Unwohlsein inmitten einer Stimmung zwischen Film noir und Psycho-Thriller, die der Film über drei Stunden konsequent durchzieht. Doch weil trotzdem alle paar Minuten etwas Handlungsentscheidendes passiert, weil mal wieder eine Actionszene eingestreut und der Plot stets vorangetrieben wird, und weil sich das alles – die Stadt und Batmans Ausrüstung – so haptisch, so physisch und ein bisschen retro anfühlt, Reeves also nicht Chris Nolans cleane Hightech-Fantasien kopiert, sondern einen „klassischen“ Batman zeigt, entwickelt dieser Film einen Sog der Faszination und Immersion, der in mir nun einen Tag nach dem Kinobesuch direkt das Bedürfnis geweckt hat, The Batman nochmal zu schauen. Bleibt nur die Frage, ob ich das nochmal im Kino schaffe oder auf die Blu-ray warte.

Bild & Trailer: (c) Warner Bros.

4 Kommentare zu „The Batman (2022) Hinterlasse einen Kommentar

  1. Habe ich leider nahezu komplett anders empfunden. Das Drehbuch ist sowohl auf Handlungsebene als auch auf Charakterebene für mich im Nachhinein kurz vor katastrophal (Vor allem wenn man bedenkt, welche Rolle Batman in der Handlung des Films hat). Die wenige Action ist vor allem kaschierend inszeniert (was ich ok fand, aber weit von herausragend entfernt, abgesehen von der Explosion in der Verfolgungsjagd). Pattinson empfand ich als fehlbesetzt, Paul Dano als verschenkt und Jeffrey Wright hat mich sogar genervt. Die Dichte Atmosphäre, der unübersehbare politische Aspekt und die Detektivgeschichte der ersten zwei Stunden sprechen immerhin dafür ihn ok zu finden.
    Andererseits bin ich absolut in der Minderheit, wenn man sich sowohl Presse als auch Publikumsstimmen anguckt.

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    • Finde ich immer wieder erstaunlich und zugleich schön, wenn wir so unterschiedliche Meinungen haben ^^
      Zur Action: Natürlich, die ist sehr reduziert, aber genau darin sah ich ihre Stärke. Dieser Kampf im Dunkeln, das nur vom Gewehrfeuer erhellt wird – Zucker!
      Und was die Darsteller betrifft: Da ist glaube ich mal ne generelle Diskussion nötig, was gutes Schauspiel bzw. ne gute Besetzung ausmacht. Klingt nach ner Podcast-Folge…

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  2. Ich fand den auch sehr stark… auch beim zweiten Mal gucken. Da hat er mir sogar noch ein wenig besser gefallen, weil mir einfach noch ein paar andere Sachen aufgefallen sind. Starker Batman-Film, der gerade im Kino wirklich verdammt gut rüberkommt… ich meine, der Sound ist ja einfach mal fantastisch. Wenn ich da nur an die Einführung des Batmobils denke… großartig.

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