Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush

Andreas Dresen, DEU/FRA 2022 – Was für ein sperriger Titel für diesen Film, der dessen Inhalt aber auch sehr gut auf den Punkt bringt: Regisseur Andreas Dresen (Als wir träumten, Gundermann) erzählt hier den (realen) Kampf der in Hamburg lebenden Rabiye Kurnaz für die Befreiung ihres Sohnes. Der wurde kurz nach 9/11 auf einer Reise in den Nahen Osten vom US-Militär gefangen genommen und über Jahre hinweg in Guantanamo festgehalten und gefoltert – und das, wie in so vielen anderen Fällen, ohne Anklage oder konkrete Beweise für ein Verbrechen.
Es ist ein langer kräfte- und seelenzehrender Kampf, den diese Mutter da führte und bei dem sie vom Anwalt Bernhard Docke unterstützt wurde, der im Zuge seiner Bemühungen Erschreckendes aufdeckte – so etwa, dass die damalige rot-grüne Bundesregierung sich aus rein politischen Gründen bewusst nicht für die deutschen Guantanamo-Gefangenen einsetzte. Oder dass letzteren die Aufenthaltserlaubnis in Deutschland aufgrund ihrer mehr als sechsmonatigen „Abwesenheit“ entzogen wurde.
Die Geschichte selbst, die so weit geht, dass Kurnaz zusammen mit anderen Eltern die US-Regierung verklagt, trägt mit ihrer Verwebung von persönlichen Schicksalen und politischer Dimension sehr gut über die zwei Stunden Laufzeit. Die Inszenierung bleibt dabei bodenständig, kommt damit aber auch nicht über ein „solide“ hinaus.
Dicke Pluspunkte sammeln dafür die beiden Hauptdarsteller*innen: Meltem Kaplan als Rabiye Kurnaz und Alexander Scheer als Bernhard Docke verleihen ihren so gänzlich konträren Rollen – sie die lebensfrohe, aufgeweckte, etwas naive und immer verzweifeltere Mutter, er der typisch deutsche, abgeklärte Bürokrat, jedoch mit dem Herz am rechten Fleck – etwas durch und durch Menschlich-Authentisches und entwickeln auf der Leinwand eine herzergreifende Chemie. Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush wird damit nicht zum überragenden Film, bleibt aber dennoch ein wichtiger und sehenswerter.
Ab dem 29. April im Kino.
Bild & Trailer: (c) Pandora Filmverleih
Stimme mir Im Großen und ganzen zu. Mich haben handwerklich nur die ganzen modernen Autos gestört, die oftmals im Bild standen und der Humor war mir zu überpräsent. Ein bisschen mehr politische Schärfe wäre auch nicht schlecht gewesen, aber die Darsteller und die Story reißen es raus. Sollte man sich angucken
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Auf die Autos habe ich überhaupt nicht geachtet – aber bin ja auch nicht so ein PS-Junkie wie du. 😛
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Ich würde ja gerne widersprechen, allerdings habe ich in meiner Corona Quarantäne kürzlich stundenlang Erklärvideos zum Autobusiness geschaut.
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