Kino Review: „Gone Girl“
„Gone Girl – Das perfekte Opfer“ („Gone Girl“, David Fincher, USA 2014)
An ein neues Werk von David Fincher kann man durchaus hohe Erwartungen setzen, denn glücklicherweise weiß der Mann, der unter anderem für Se7en und Fight Club verantwortlich war, sie für gewöhnlich zu erfüllen. So auch bei seinem neuesten Werk, Gone Girl, das sich Fincher-typisch durch starke Figuren und eine packende Geschichte auszeichnet.
Protagonist Nick Dunne führt ein biederes und dröges Leben in seiner Heimatstadt, in die er vor einigen Jahren mit seiner Ehefrau Amy zurückgezogen ist, bis diese eines morgens verschwunden ist. Es folgt eine großangelgte und von den Medien breitgetretene Suchaktion, in deren Verlauf der Verdacht immer mehr auf Nick selbst fällt, vor allem jedoch klar wird, dass mehr hinter dem Vorfall stecken muss.
Quelle: buzzfeed.com
Fincher gelingt es dabei, die ohnehin schon ungemein spannende und überraschende Geschichte, trotz aller Nüchternheit so zu inszenieren, dass man den Geschehnissen auf der Leinwand stets gebannt folgt. Lichtstimmung, Tonkulisse, Finchers audrucksstarke Kameraarbeit und natürlich auch die überzeugenden Leistungen von Ben Affleck und vor allem Rosamund Pike (The World’s End): nahezu alles in Gone Girl erzeugt eine unterschwellig paranoide Stimmung, die nichts sicher erscheinen und die Erwartungen des Zuschauers ein ums andere mal ins Leere laufen lässt.
Wie auch schon Denis Villeneuves letztjähriges, äußerst gelungenes Entführungsdrama Prisoners (USA 2013) stellt auch Gone Girl keinen klassischen Kriminalfilm dar, in dem der Fokus auf der Aufdeckung eines Verbrechens liegt, sondern viel eher eine tiefgreifende psychologische Betrachtung der direkten und indirekten Opfer solcher Verbrechen. Fincher schafft dies, weil er – im Gegensatz zu vielen anderen Großproduktionen – fast die ganze erste Stunde des Filmes dazu nutzt, seine Hauptfiguren zu charakterisieren und etablieren.
Gone Girl ist ein Film, der den Zuschauer von Anfang an packt, ihn durch eine hochspannende Geschichte trägt und ihn – oder zumindest mich – mit leicht zitternden Knien aus dem Kinosaal entlässt. Und der trotz einer Länge von knapp zweieinhalb Stunden keine Längen oder weniger interessante Passagen enthält. Auch wenn Gone Girl sicherlich nicht den Klassikerstatus eines Fight Club erreichen wird, so dürfte er trotzdem in einigen Top-Ten-Listen des Kinojahres 2014 auftauchen.
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