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Filme gesehen #165

Diese Woche mit Shot Caller, Planet der Affen: Survival, Der Polarexpress und Noah.

Shot Caller (Ric Roman Waugh, USA 2017)
Knastfilme strahlen stets eine seltsam fesselnde Faszination aus: Hier muss Mann noch Mann sein, darf keinerlei Schwäche zeigen und sollte dabei aufpassen, nicht noch weiter in die Kriminalität abzurutschen. Und das alles auf engstem Raum. In genau diesem Spannungsfeld bewegt sich auch der Protagonist von Shot Caller, gespielt von Nikolaj Costner-Waldau, der damit beweist, dass er nicht nur attraktive Fantasy-Prinzen, sondern auch knallharte Gangster verkörpern kann. Wegen eines dummen Fehlers landet er im Knast, wo er in den Dunstkreis der Gangs gezogen wird und schließlich zehn Jahre sitzt. Shot Caller schneidet dabei immer wieder zwischen den Ereignissen hinter Gittern und der Zeit nach der Freilassung hin und her, was ein bisschen schade ist, da die Spannung der späteren Handlung derjenigen der eigentlichen Knastgeschichte um einiges nachsteht. Und dennoch ist Shot Caller ein großartiger, weil extrem bedrückender und authentischer Film. Sprachcodes, eigensinnige, aber nachvollziehbare Rituale und über all dem: die persönliche Ehre und der Respekt, die in diesem Habitat, in dem man sonst nichts hat, mehr als alles andere bewahrt werden müssen. Costner-Waldau hat sich für diese Rolle ordentlich hochgepumpt, überzeugt aber vor allem – wie alle anderen Darsteller – durch mal mehr, mal minder subtiles Spiel mit Mimik und Gestik. Was der Film aber mehr deutlich macht: Wer ins Gefängnis geht, kommt oft krimineller heraus, als er hineingegangen ist.
imdb / Trailer

Planet der Affen: Survival (War for the Planet of the Apes, Matt Reeves, USA 2017)
Damit ist sie also vorbei, die große Prequel-Trilogie zum Planet der Affen. Es ist eine sehr gute Trilogie geworden, kein Frage – auch wenn Teil eins noch immer der beste ist. Bei Survival von einem schlechten oder auch „nur“ von einem guten Film zu reden, wäre ein Fehlurteil – und dennoch konnte mich der Schlussakt der Geschichte des Affen Ceasar nicht so sehr mitreißen, wie viele andere. Das liegt zum Ersten an der Länge von 140 Minuten, was den Film gerade im Mittelteil recht zäh macht. Zum Zweiten daran, dass er eine Geschichte erzählt, die kaum Neues zu bieten hat – außer eben, dass sie diesmal mit Affen erzählt wird. Und zum Dritten am hochgradig pathetischen Finale. Was aber überzeugt, das ist neben der großartigen Tricktechnik (die die Affen stellenweise menschlicher erscheinen lässt, als die Menschen) Woody Harrelson als Antagonist, die mitreißende Stimmung dieser Dystopie und all die thematischen Implikationen, die der Film mit sich bringt: Survival wirft die grundsätzliche Frage auf, was den Menschen menschlich macht – noch stärker aber stellt er dessen Verhältnis zur Natur in Frage. Als Action-, ja beinahe als Agenten-Film in einem Weltuntergangsszenario samt philosophischer Ansätze ist Survival ein wirklich toller Film. Aber beileibe kein großartiger.
imdb / Trailer

Der Polarexpress (The Polar Express, Robert Zemeckis, USA 2004)
Weihnachtsfilme sind stets eine schwierige Angelegenheit: Der Kitsch gehört zum Fest der Liebe dazu wie Lichterketten und Geschenke, und doch schaffen es nur wenige Filme, ihn auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Der Polarexpress gehört definitiv nicht dazu. Als Kinderfilm muss er diese Leistung auch gar nicht erbringen, da würde es bereits genügen, wenn er einfach nur gut unterhält – was aber ebenfalls nicht der Fall ist. Stattdessen kommt dieser Film überraschend einfallslos oder zumindest unoriginell daher, bietet höchstens eine ideale Vorlage für eine neue Disneyland-Attraktion (was wohl der Hauptgrund für seine Produktion sein dürfte) und ist Kitsch in destillierter Form. Hinzu kommt ein Animationsstil, der für steife Figuren, langweile Hintergründe und wahrlich unheimliche Gesichter sorgt – der Uncanny-Valley-Effect lässt grüßen. Höchstens zum nebenher berieseln lassen am Sonntagnachmittag geeignet.
imdb / Trailer

Noah (Darren Aronofsky, USA 2014)
Und noch so ein Fehlschlag von einem renommierten Regisseur: Darren Aronofskys Ausflug in den Kino-Mainstream bringt einen Bibelfilm hervor, der sich als sehr freie Interpretation der Geschichte von Naoh und seiner Arche lesen lässt. Nun bin ich wahrlich nicht bibelfest, bezweifle aber, dass dort irgendwas davon stand, dass Naoh von Steinriesen geholfen wurde, sein Boot zu bauen… Na ja, Wurscht. Noah hat nämlich ganz andere Probleme, unter anderem seine scherenschnitthaften Figuren mit ihren unnachvollziehbaren Motivationssprüngen, eine generelle Unvereinbarkeit von innerer Logik und Dargestelltem sowie eine unfassbare Langatmigkeit im letzten Drittel. Um es kurz zu machen: Das Drehbuch versagt beinahe durchgängig. Eine Handvoll solider Szenen machen all die Schwächen noch lange nicht wett.
imdb / Trailer

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