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A Private War

Metthew Heineman, USA 2018

„Du hast mehr Kriege gesehen, als jeder Soldat.“ Diese Worte, die Fotograf Paul Conroy (Jamie Dornan) im Mittelteil von A Private War an Marie Colvin (Rosamunde Pike) richtet, sind gleichsam Ehrung wie Mahnung. Eine Ehrung für all ihre Verdienste als Kriegsberichterstatterin, die es im Laufe ihrer Karriere unter anderem nach Osttimor, Sri Lanka, Afghanistan, Libyen und Syrien geführt hat. Und eine Mahnung daran, den psychischen Druck nicht zu unterschätzen, den all das Leid, das sie dort dokumentiert, verursacht.

Doch Colvin ist eine Getriebene. Getrieben vom Ethos, das ihr Beruf mit sich bringt. Getrieben vom Anspruch, all die Geschichten der Menschen zu erzählen, die unter Kriegen und despotischen Herrschern leiden müssen. Sie hat sich dafür eine harte Schale zugelegt, die selbst dann keine Risse bekommt, als sie in Sri Lanka ihr linkes Auge verliert und fortan eine Augenklappe trägt, die so etwas wie ihr Markenzeichen wird. Die Einäugigkeit – so scheint es – gewährt ihr einen noch schärferen Blick auf die wichtigen Dinge. Unnachgiebig und schroff gibt sie sich um Umgang mit Kollegen, Chefs und Militärs. Umso empathischer, nichtsdestotrotz professionell, widmet sie sich den Subjekten ihrer Reportage: den Zivilisten.

Im Feld zeigt Colvin keine Angst. Die kommt erst – wie sie selbst sagt – danach. In der sicheren Heimat, in der sie von Albträumen geplagt wird, die ihr keinen ruhigen Schlaf gewähren. Und die sie immer wieder hinaus ziehen, in die Krisengebiete dieser Welt. Sie führt ihren ganz eigenen, privaten Krieg.

Rosamunde Pike und Stanley Tucci in „A Private War“. (c) Ascot Elite Entertainment

Unverständlich, dass A Private War keinen deutschen Kinostart bekam. Das Biopic über die berühmte Reporterin bietet einige wahnsinnig starke Momente und eine Rosamunde Pike, die hier beweisen darf, dass ihre Glanzleistung in Gone Girl kein Einzelfall war. Sie verkörpert eine sympathische Unsympathin, der man jedes schreckliche Erlebnis, jedes dokumentierte Massaker, jede erblickte Kinderleiche im Gesicht ablesen kann. Zwar gelingt es dem Film nicht, die anfangs nötige Fallhöhe aufzubauen, um Colvins inneren Krieg gänzlich nachvollziehbar zu machen. So muss man sich als Zuschauer einfach damit abfinden und die dramaturgischen Lücken selbst füllen. Am Ende allerdings ist die Fallhöhe umso größer – und resultiert in einem finalen Akt, der einen sprachlos zurücklässt.

Womöglich aber war genau das die Intention. Denn die größte Leistung von Regisseur Matthew Heineman (bisher nur als Dokumentarfilmer bekannt, A Private War stellt sein Spielfilm-Debüt dar) besteht darin, Colvin weder als Opfer noch als Heilige zu inszenieren. Er wahrt stattdessen – wie seine Protagonistin – Distanz, lässt vielfach seine tollen Bilder sprechen. Und er installiert keine Heldin als Hauptfigur, sondern eine Frau, die lediglich verdammt gut darin ist, einen verdammt wichtigen Job zu machen.

Wer sich nun für diesen sehenswerten Film interessiert, der sollte dringend zur DVD oder BluRay greifen, da sich darauf auch die preisgekrönte Dokumentation Under the Wire befindet, welche Colvins Geschichte und insbesondere die Ereignisse in Syrien beleuchtet. Und einen mindestens so bleibenden Eindruck hinterlässt, wie der Hauptfilm.

A Private War erscheint am 22. März auf DVD, BluRay und im digitalen Vertrieb.

Bilder & Trailer: (c) Ascot Elite Entertainment

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