Asche ist reines Weiß

Jiang hu er nü, Jia Zhangke, CHN/FRA/JPN 2018 – Die chinesische Produktion Asche ist reines Weiß verknüpft die politische und ökonomische Entwicklung seines Entstehungslandes mit dem Leben und Werdegang einer jungen Frau namens Qiao (Zhao Tao). Die bandelt 2001, zu Beginn des chinesischen Wirtschaftsbooms also, mit dem Boss eines örtlichen Unterwelt-Clans an und landet im Zuge dessen alsbald im Gefängnis. Fünf Jahre später wird sie in die Freiheit entlassen und muss sich zunächst wieder in ihrem Leben zurechtfinden. Denn Datong, ihre Heimatstadt, ist durch eine groß angelegte Umsiedlung mittlerweile zur wirtschaftlich gescheiterter Ortschaft geworden. Es vergehen nochmals einige Jahre, bis Qiao sich wieder eine Existenz in Datong aufgebaut hat und dort fortan die Unterwelt kontrolliert.

Asche ist reines Weiß ist eine äußerst langsam erzählte, aber nicht minder eindrückliche Genre-Mischung aus Melodram, Gangster- und Liebesfilm. Es dominieren ruhige Einstellungen und Momente, in denen sich die Charaktere entfalten können. Mehr noch als über Sprache wird Bedeutung hier über die Bilder vermittelt: Wenn Qiao im Drei-Schluchten-Damm steht, welcher gerade geflutet wird, dann zeigt das deutlich, wie das Diktat der Staatsregierung das Leben der Bevölkerung lenkt und bestimmt. Im Zuge des wirtschaftlichen Wachstums werden menschliche Existenzen völlig durcheinander geworfen, sodass sich die sozialen und ökonomischen Verhältnisse bisweilen völlig umkehren können: Wer früher an der Spitze stand, muss nun für ein Leben in Würde kämpfen. Und so findet sich der ehemalige Gangsterboss plötzlich in der prekären Arbeiterschaft wieder.

Dennoch hat der Film mit mehreren kleinen Problemen zu kämpfen, deren Summe den Gesamteindruck dann doch spürbar trübt. Da wären etwa die zwei großen Zeitsprünge, die nicht ausreichend kommuniziert werden und deshalb zunächst für große Verwirrung sorgen. Oder die vielen kleinen und großen Gesten, die sich (gerade aus westlicher) Perspektive nur schwer deuten lassen: War das jetzt ein misstrauischer oder heimtückischer Blick? Eine Drohung oder eine abfällige Geste? Oder eben die sehr langsame Erzählweise, die die Geduld bisweilen arg strapaziert. Dennoch sollte man sich Asche ist reines Weiß dringend zu Gemüte führen. Denn kaum ein Film erzählt derzeit wohl intensiver von den existenziellen Sorgen und schwierigen Lebensbedingungen der chinesischen Landbevölkerung, als dieser.

imdb / Trailer

Bild: © Neue Visionen Filmverleih


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Eine Antwort zu „Asche ist reines Weiß”.

  1. Avatar von FilmBlogCast Folge 21: Piepshow oder Creepshow? – audiovisuell

    […] Name mit Wesley Snipes und Eddie Murphy, Trashkult Manos: The Hands of Fate, chinesisches Kino mit Asche ist reines Weiß, Olivia Wildes Regiedebüt Booksmart, der Weihnachtsanimationsfilm Klaus und vier Festivalfilme aus […]

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