Hustlers (2019)

Lorene Scafaria, USA 2019 – Ein Film, dessen Hauptschauplatz ein Stripclub ist, könnte leicht zur billigen Fleischbeschau geraten. Nicht so – das sei schon mal vorausgenommen – Lorene Scafarias Hustlers, der zwar viel nackte Haut zeigt, auf voyeuristische Kamerablicke jedoch durchgehend verzichtet. Schließlich stehen hier auch nicht die Besucher des Stripclubs, also die Männer, im Mittelpunkt der Handlung, sondern die Berufseinsteigerin Destiny (Constance Wu), die anfangs noch nicht so wirklich mit ihrer Arbeit warm wird. Dann jedoch nimmt sich die Dame des Hauses, Ramona (Jennifer Lopez), des Nachwuchses an und zeigt, wie man insbesondere die reichen, arroganten Wallstreet-Bänker ordentlich ausnimmt. Beide schwimmen bald im Geld – bis ihnen die Finanzkrise einen Strich durch die Rechnung macht und ihnen die meisten Kunden raubt. Ein paar Jahre später schließen sich Ramona, Destiny und weitere Kolleginnen zusammen, um den Jungs von der Börse das Geld so richtig aus der Tasche zu ziehen. Nicht ohne dabei moralische und juristische Grenzen zu überschreiten.

Zu Beginn legt Hustlers ein enormes Tempo hin: Montage, Musikeinsatz, Narration und Lichteffekte verleihen diesem Film eine geradezu rauschhafte Anmutung, weshalb die erste Stunde wie im Fluge vergeht. Autorin und Regisseurin Scafaria stattet ihre Figuren mit einer angenehm authentischen Tiefe aus: Obwohl sich die Damen hier scheinbar hauptsächlich an oberflächlichen Statussymbolen ergötzen – Schuhen, Autos, Taschen – sind sie doch allem voran Familienmenschen, die sich darum bemühen, ihren Kindern und Müttern ein gutes Leben zu ermöglichen. Und vor allem unabhängig von einem männlichen Partner zu sein. Dass sie jedoch ausgerechnet Männer benötigen, um an ihr Geld zu kommen, ergibt einen interessanten Konflikt, dessen Potential der Film allerdings nicht ausschöpft.

In der zweite Hälften baut Hustlers dann leider merklich ab. Die Handlung wird berechenbarer, das Tempo gemächlicher, die Verspieltheit der Inszenierung weicht einer gewissen Nüchternheit. Dennoch sieht man den Frauen – allem voran der beeindruckend aufspielenden Jennifer Lopez – bis zu ihrem unvermeidlichen Fall gern zu. Und das nicht weil es, wie bereits erwähnt, viel Haut zu sehen gibt, sondern weil Hustlers an dieser Stelle zu einer (wenn auch wenig subtilen, aber trotzdem) treffsicheren Parabel auf gesellschaftliche Machtverhältnisse wird. Es gibt Menschen, die werfen mit Geld um sich – und es gibt Menschen, die herumtanzen um etwas davon ab zu bekommen, fasst es Ramona am Ende zusammen. Kein Meisterwerk, aber lohnenswert.

imdb / Trailer

Bild: © Universum Filmverleih


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