Töchter der Sonne

Les filles du soleil, Eva Husson, FRA 2018 – Der Kriegsfilm ist ein männlich dominiertes Genre. Frauen bekleiden, wenn überhaupt, in der Regel nur Nebenrollen, sind Begleiterinnen, müssen gerettet werden oder harren zu Hause der Rückkehr des Helden. Eva Hussons Töchter der Sonne dreht diese Konstellation radikal um: Der Film erzählt von einer Gruppe kurdischer Peshmerga-Kämpferinnen, die es an der Heimatfront mit dem IS aufnehmen.
Nicht nur die Anführerin Bahar (Golshifteh Farahani), sondern auch alle anderen Mitglieder dieser Truppe haben Traumata und schwere Schicksalsschläge hinter sich: Rückblenden zeigen, wie die religiösen Fanatiker einst in ihren Dörfern einfielen, die Männer töteten, die Frauen gefangen nahmen, sie vergewaltigten und weiterverkauften. Das ist schwer ertragbar, wird aber nie zur platten, voyeuristischen Leidensschau, sondern liefert die nachvollziehbare Motivation für die Frauen und ihre Teilnahme an diesem bewaffneten Konflikt.
Und der ist, wenn es brenzlig wird, unheimlich packend inszeniert: Die Kamera gleitet zwischen den Figuren hin und her, jeder Schwenk scheint präzise choreografiert zu sein, die Spannung ist zum Schneiden dicht, jederzeit könnte es hier explodieren. Der Wechsel zwischen Sequenzen in der Vergangenheit und der Gegenwart verleiht Töchter der Sonne einen sehr angenehmen Erzählfluss. Eine Reporterin (Emmanuelle Bercot), die die Gruppe begleitet, sorgt zudem für ein gutes Gegengewicht, eine Außenperspektive, die den Diskurs über das, was sich da abspielt, in Dialogen anstößt und vertieft. Falls es für irgendjemanden da draußen noch eines Beweises bedurfte, dass in einem Kriegsfilme auch Frauen im Mittelpunkt stehen können: Hier ist er.
Bild: © Proxima
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Klingt tatsächlich mal nicht uninteressant.
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