Kollektiv – Korruption tötet (2019)

Colectiv, Alexander Nanau, ROU/LUX 2019 – Im Bukarester Nachtclub „Colectiv“ ereignet sich 2015 eine Tragödie: Bei einem Brand kommen 27 Menschen ums Leben, zahlreiche werden verletzt. Doch damit nicht genug: 37 der Verwundeten sterben in den folgenden Monaten im Krankenhaus. Ausgerechnet eine Sportzeitung deckt auf, dass daran verdünnte Desinfektionsmittel und mangelnde Hygienemaßnahmen schuld waren. Der Skandal weitet sich aus, bis auf staatliche Ebene, und entblößt ein riesiges Konstrukt aus Korruption, Geldwäsche und Fake News.

Es ist kaum zu glauben, was da passiert, auf dem Papier könnte man diese Geschichte für Fiktion halten. Doch das alles ist tatsächlich so geschehen – und die Dokumentation Kollektiv – Korruption tötet rollt das Geschehen in Gänze auf. Im Fokus steht dabei die investigative Sportreaktion, später auch der neue Gesundheitsminister, der den Posten seines aufgrund des Skandals geschassten Vorgängers übernimmt und sich um Aufklärung bemüht, dabei jedoch vor riesigen Hürden steht.

Die Kamera agiert hier nach dem Fly-on-the-Wall-Prinzip, als stiller, objektiver Begleiter und Beobachter, keine Interviews, keine Fragen, kein Off-Kommentar. Die Protagonisten und Entwicklung sprechen für sich. Und tatsächlich gibt die pure Realität hier derart viel schockierendes Material preis, das einem ein ums andere Mal die Kinnlade herunterklappt. Dass derartige Vorgänge in einem EU-Mitgliedsstaat überhaupt möglich sind, ist schon erschreckend genug. Und dürfte den Blick für etwaige Skandale hierzulande noch weiter schärfen. Die beiden Oscar-Nominierungen – als Bester internationaler Film und als Beste Dokumentation – sind jedenfalls gerechtfertigt.

Noch bis 15. April verfügbar in der MDR-Mediathek.

imdb / Trailer

Bild: (c) Samsa Film

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