Der kleine Masao (Yusuke Sekiguchi) lebt seit dem Tod seines Vaters bei seiner Großmutter. Seine Mutter hat die Familie schon vor etlichen Jahren verlassen, weshalb Masao sie nur von Bildern kennt. Das will er in diesem Sommer mit einem Besuch ändern. Und weil Oma keine Zeit hat, gibt sie ihm einen engen Freund (Takeshi Kitano) als Begleiter an die Hand. Der verspielt das Reisegeld jedoch erstmal als Wetteinsatz, lässt den Jungen beinahe in die Hände eine Pädophilen fallen und erweist sich die gesamte Reise hinweg als schroffer, latent bis recht aggressiver Zeitgenosse, der weder Scham noch Moral oder Anstand kennt, um die Leute wahlweise um ihren Besitz oder ihre Zeit zu bringen.
Wie das bei so einem Roadtrip nun mal ist, taut sein kalten Herz jedoch allmählich auf, Masao und sein Schutzparton, der von ihm nur „Onkel“ genannt wird, freunden sich innig an und verbringen – später im Zusammenverbund mit drei Weiteren rastlosen Gestalten – einen paradiesischen Sommer in der wunderschönen Landschaft Japans. Warmherzig und zugleich herrlich schrullig kommt Takeshi Kitanos Kikujiros Sommer daher, wie eine erfrischend lauwarme Brise inmitten erstickender Zeiten. Kein Tempo, keine Eile, statische Kamerabilder, ein musikalisches Leitthema zum Dahinschmelzen. Ein bisschen Kitsch hier, ein bisschen (auch gewaltsamer) Konflikt da, aber doch so wunderbar leichtfüßig, schwebend beinahe, mit ein paar Dialogen für die Ewigkeit und Charakteren, die man im ersten Moment aus seinem Herzen ausschließen will, bis man sie dann schließlich doch hineinlässt.
Noch bis 29. April verfügbar in der Arte-Mediathek.
Bild: (c) Capelight Pictures
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