Jacques Audiard, USA 2018 – Auch wenn das bemühte Wortspiel im Titel etwas anderes vermuten lässt, handelt es sich bei Jacques Audiards aktuellem Film The Sisters Brothers nicht um eine Genre-Parodie. Sondern tatsächlich um einen waschechten Spätwestern mit einer gehörigen Portion ehrlich gemeinten Pathos. Die beiden Brüder, die sich hier den Nachnamen Sisters teilen und von Joaquin Phoenix sowie John C. Reilly verkörpert werden, sind berüchtigte Kopfgeldjäger und haben ein neues Ziel: Hermann Kermit Warm (Riz Ahmed). Der wurde bereits vom Detektiv John Morris (Jake Gyllenhaal) aufgespürt und soll nun im Auftrag eines Commodores ausgeschaltet werden. Als sich herausstellt, dass Warm eine chemische Formel entdeckt man, mit der sich Gold aufspüren lässt, ändert das aber alles.
Unsympathische Helden, schmerzhaft inszenierte Gewaltausbrüche, tragische Charakter-Hintergründe – The Sisters Brothers hat alles, was ein zeitgenössischer Western braucht. Audiard (Der Geschmack von Rost und Kochen) kocht aus diesen Grundzutaten dennoch seine ganz eigene, unkonventionelle Suppe, changiert dabei zwischen epochalen Panorama- und intimen Nahaufnahmen, wobei letztere klar den größeren Part einnehmen. Ein Film, der Genre-Klischees auf gewitzte Weise aufbricht und dadurch völlig unberechenbar wird, subtilen Humor und ehrliche Tragödien zu bieten hat und zumindest aus John C. Reilly das Beste herausholt, das man von ihm in den letzten Jahren sehen konnte. Eine Geschichte über die Suche und den Verlust von Sinn, über Abschied und Neubeginn, über brüderlichen Zusammenhalt. Nicht perfekt, aber für (gerade für Genre-Fans) äußerst sehenswert.
Bild: (c) Wild Bunch Germany
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