Sergio Pablos, ESP 2019 – Wer sind die wahren Helden der Weihnachtszeit? Paketzusteller natürlich. Sergio Pablos, bisher an einigen Animationsfilmen aus dem Hause Disney beteiligt, scheint das erkannt zu haben und etabliert in seiner ersten Regiearbeit Klaus deshalb zurecht einen Postboten namens Jesper als Protagonisten, der in einem fiktionalen Land irgendwann Mitte des 19. Jahrhunderts aufgrund seines Versagens bei den Abschlussprüfungen in ein abgelegenes Kaff abgeschoben wird. Dort soll er der Briefverkehr neu organisieren. Doch scheint niemand in Zwietrachtingen – so der wenig subtile Name des Städtchens – Interesse am Austausch beschriebener Blätter zu haben. Stattdessen regiert hier der Hass, geschürt durch eine Jahrhunderte alte Fehde zweier Clans.
Entsprechend ungemütlich ist Zwietrachtigen bei Jespers Ankunft. Und entsprechend abgestoßen ist der bornierte Postbote wider Willen von den Anwohnern. Das ändert sich allerdings, als er Freundschaft mit dem stoischen Holzfäller Klaus schließt. Gemeinsam beginnen sie, Geschenke an die Kinder des Ortes zu verteilen, woraufhin diese – mit dem Aussicht, bei gutem Verhalten mehr Präsente zu bekommen – kurzerhand damit beginnen, Zäune zu reparieren, das Stadtbild aufzuhübschen und vor allem: zwischenmenschliche Gräben zu schließen. Denn, wie es Klaus so schön formuliert, ein Akt der Selbstlosigkeit bringt weitere hervor.
Nun ist das, was in Klaus geschieht, im Grunde genommen keine Selbstlosigkeit, sind die Spielzeuge doch die größte Motivation für die Kinder. Doch wie sooft beim Schenken gilt: Der Gedanke zählt. Und der wird in diesem wunderschönen Animationsfilm mehr als deutlich: Freundlichkeit, Unbeschwertheit und ein offenes Herz können alte Gräben und Feindschaften überwinden. Und dabei ist vor allem die nächste Generation gefragt. Das klingt extrem kitschig – und das ist es letztlich auch. Im Kontext eines Weihnachts- und Kinderfilms kann man das aber durchgehen lassen. Zumal Klaus darüber hinaus weitere Qualitäten hat, etwa den verspielten Animationsstil, der geschickt mit Farben sowie Schattenverläufen arbeitet und damit eine einzigartige Ästhetik zwischen Tusche, Pastell und einem Hauch CGI schafft.
Auch beim Humor trumpft Klaus auf, setzt dabei vor allem auf visuelle Komik, die sich in ehrlich-ulkigen Slapstickeinlagen und den Gesichtern der teils skurrilen Figuren äußert. Das erreicht in seinen besten Momenten durchaus das Niveau der besten Studio Laika Filme, etwa ParaNorman. Klaus ist ein großer Spaß und tatsächlich einer der wenigen Weihnachtsfilme, die die Thematik direkt aufgreifen (ja quasi eine Origin Story über den Weihnachtsmann und das Weihnachtsfest liefern) und die man sich dennoch bedenkenlos zu Gemüte führen kann. Denn dieser Film ist vor allem eines: unfassbar sympathisch und ehrlich.
Bild & Trailer: © Netflix
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