Tom Hooper, USA/UK 2019 – Getreu meines Blogger-Kollegen von der Filmlichtung habe ich mir die von Kritikern und Publikum bis zur Gänze zerrissene Musical-Verfilmung Cats mit einer einzigen Frage im Hinterkopf angeschaut: „Ist der wirklich sooo schlecht?“ Die einzig mögliche Antwort, die ich nach 110 Minuten Katzengejammer geben kann, ist ein „Ja, absolut!“ Tom Hooper hat hier ein fast zweistündiges Machwerk direkt aus den Tiefen der Uncanny-Valley-Hölle abgeliefert. Seine illustre Darstellerriege – unter ihnen Namen wie Judi Dench, Ian McKellen, Jason Derulo, Taylor Swift, Rebel Wilson, Jennifer Hudson, James Corden und Idris Elba (!) – packt er in digitale Katzenkostüme, was bereits im Trailer nach der perfekten Mischung aus „schlecht umgesetzt“ und „ziemlich gruselig“ anmutete. So ist das auch im finalen Film, bei dem ich aber zumindest mit einem Trash-Fest samt unfreiwilligem Unterhaltungsfaktor gerechnet hatte.
Doch Pustekuchen! Nicht nur stellte sich jegliche Hoffnung darauf, dass sich die Augen an den unnatürlichen Anblick von Katzen mit menschlichen Gesichtern und Proportionen irgendwann gewöhnen würden, als nichtig heraus. Cats gelingt es – ganz abgesehen von seiner verkorksten technischen Umsetzung (mal im Ernst, wer hat das durchgewunken?) – nicht einmal, wie etwa The Room, als filmischer Fehlschlag für Spaß zu sorgen. Denn er ist schlicht stinkend langweilig. Was vor allem dem Tatsachen geschuldet ist, dass die Hauptfigur (Francesca Hayward) blasser als ihr Fell ist und dass der Film eine Geschichte erzählen will, die diese Bezeichnung nicht verdient hat. Die lässt sich in etwa mit „Ganz viele Katzen versammeln sich zu einem Talentwettbewerb, um zu entscheiden, wer in den Katzenhimmel einziehen darf“ zusammenfassen. Und sie besteht fast ausschließlich aus Musiknummern, die lediglich die Figuren vorstellen, nicht aber den Plot vorantreiben.
Zugegeben: Unter diesen Songs finden sich zwei, vielleicht drei ganz schmissige Nummern. Doch angesichts der katastrophalen visuellen Umsetzung, der man überdies (und das ist das wirkliche Traurige) ansieht, dass unfassbar viel Geld in sie geflossen ist, funktioniert das Spektakel, von dem ein solches Musical im Wesentlichen l lebt, überhaupt nicht. Im Theater – da, wo die Abstraktion höher ist und Menschen in Katzenkostümen nicht völlig creepy wirken – mag Cats seine Berechtigung haben. In dieser Form, als 1:1-Umsetzung für die Leinwand, bei der die Tanznummern durch Schnitte zerhackt werden und bei der es eine Handlung mit mehr Substanz und emotionalen Ankerpunkten braucht, ist das schlicht ein Millionengrab.
Bild: © Universal
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