One Night in Miami (2020)

Regina King, USA 2020 – Das Filmjahr 2021 fängt schon mal gut an. Amazon hat sich einen der großen Oscar-Contender gesichert und packt One Night in Miami hierzulande direkt in die Prime-Flatrate. Im Gegensatz zu Netflix‘ Quasi-Konkurrent Mank würde ich der ersten (Fernsehfilme ausgenommen) Regiearbeit von Regina King ein bis mehrere Auszeichnungen sogar auch gönnen. Denn im Gegensatz zu David Finchers Hollywood-Historie glänzt dieser Film hier nicht nur tolle Schauspielleistungen, sondern hat auch etwas zu sagen.

Basierend auf dem Theaterstück von Kemp Powers – hier auch fürs Drehbuch verantwortlich – wird ein Treffen zwischen vier Schwarzen Berühmtheiten im Jahre 1964 inszeniert und um fiktive Gespräche angereichert: Football-Star Jim Brown (Aldis Hogde), Soul-Legende Sam Cooke (Leslie Odom Jr.) und der soeben zum Box-Weltmeister gekürte Cassius Clay (Eli Goree) werden von Bürgerrechtler Malcolm X (Kingsley Ben-Adir) in ein Hotelzimmer geladen. Vorgeblich um dort den Sieg von Clay zu feiern, doch schnell entwickelt sich der Diskurs getrieben durch Malcolm X hin zu einer Unterhaltung über die Unterdrückung von Schwarzen und die Frage, welche Verantwortung Stars wie Cooke, Brown und Clay im Kampf für mehr Gerechtigkeit haben, haben könnten oder haben sollten.

Nach einer guten halben Stunde, in der die Protagonisten vorgestellt werden, entwickelt sich One Night in Miami zu einem Quasi-Kammerspiel, das bis zu den finalen zehn Minuten im Wesentlichen im, vor oder auf dem Hotel spielt. Von da an dominieren Schauspiel und Dialoge – und da beides überaus gut geschrieben und ausgeführt wird, kann das den Film auch mehr als Tragen. Die Inszenierung schiebt der vermeintlich Monotonie einen Riegel vor: Immer wieder kommt es zu größeren und kleineren Schauplatzwechseln, unterschiedliche Kamerawinkel und Paarungen der Protagonisten sorgen dafür, dass die Dynamik nicht nur inhaltlicher Natur ist. Doch vor allem auf dieser weiß One Night in Miami zu brillieren: Die Gespräche werden organisch vorangetrieben, es gibt Konflikte, Freundschaftsbekundungen, denkintensive Auseinandersetzungen mit Rassismus, den damit verbundenen Problemen, die BPoC nicht nur in den 60ern, sondern bis heute haben – und den möglichen Lösungsansätzen dafür.

Insbesondere der ideologische Konflikt zwischen Sam Cooke und Malcolm X rückt dabei in den Vordergrund: Während ersterer mit wirtschaftlichem Erfolg den Schwarzen den Weg in die Gesellschaft und Gleichberechtigung öffnen will, propagiert letzterer für Schwarzen Individualismus, entwirft ein Wir-gegen-Die-Konstrukt. Der Film liefert Pro- und Contra-Argumente für beide Seiten und schafft auf diese Weise eine ambivalente Auseinandersetzung, die Fragen offen- und beim (weißen) Publikum auch hoffentlich ein Bewusstsein für die Problematik hinterlässt. One Night in Miami gelingt damit der Spagat zwischen Anspruch und Unterhaltung scheinbar mühelos – ganz im Gegensatz also zu Mank, der beides nicht so recht hinbekommt.

Bild: © Amazon Studios

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