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Neues aus der Welt (2021)

News of the World, Paul Greengrass, USA 2021 – Der Nachwuchsstar am deutschen Schauspielfirmament Helena Zengel (Systemsprenger) spielt zusammen mit Tom Hanks in einem Western von Paul Greengrass (Captain Phillips) auf. Bäm – was für eine Kombo! Neues aus der Welt heißt das Ergebnis, das nun bei Netflix zu sehen ist. Und das leider abermals zeigt: Große Namen allein machen noch lange keinen guten Film. Dabei ist die Ausgangslage eine sehr vielversprechende, vor allem im Hinblick auf Hanks‘ Figur. Der spielt hier einen reisenden Quasi-Nachrichtenmoderator, jemanden, der Ende des 19. Jahrhunderts durch Texas tingelt, Zeitungen im Gepäck hat und der größtenteils analphabetischen Bevölkerung die News of the World (so der Originaltitel) vorliest. Jemanden also, der Wissen verbreitet und zugleich in den Menschen durch seine Vortragsweise große Emotionen hervorruft, ihnen Abwechslung von und Spannung in ihrem tristen Alltag bietet. Die Verkörperung der Macht des Erzählens also.

Umso bedauerlicher, dass es dem Film zu keiner Zeit gelingt, diese Energie, diese Macht selbst zu entfalten. Ja, der erste Akt samt der Vorstellung der Figuren, der Etablierung des grundlegenden Konflikts, der Welt und der Gesellschaft, der Zusammenstellung dieses ungleichen Paares aus dem gutherzigen Nachrichtenmann und dem jungen Mädchen deutscher Herkunft, dessen Eltern einst von Ureinwohnern getötet wurden, das von ihnen aufgezogen wurde und das nun, bei einem Angriff der Besiedler, auch seine zweite Familie verloren hat – all das ist gelungen und macht Lust darauf, sich die Reise dieses Duos anzuschauen, das langsam zusammenwächst. Gleich gilt für den finalen Akt, die Auflösung der Plotprämisse, die Katharsis beider Hauptfiguren. Alles dazwischen jedoch – die Auseinandersetzung mit einer Gruppe Genoven, der Besuch in einem heruntergekommenen Örtchen angeführt von einem despotischen Herrscher sowie eine sinnentleerte Sandsturmszene – ist klischeehaft, willkürlich, austauschbar, banal. Da werden Stationen abgeklappert, die es letztlich nicht gebraucht hätte, deren Reihenfolge auch problemlos hätte getauscht werden können, die nichts für die Figurenentwicklung tun, außer beide noch enger zusammenzuschweißen. Hätte Neues aus der Welt ursprünglich vielleicht eine Serie werden sollen, die dann doch zu einem Film zusammengepresst wurde? Dieser Eindruck drängt sich jedenfalls auf.

Hanks ist innerhalb dieses Kuddelmuddels noch fraglos das Highlight und eigentlich das einzige gewichtige Argument, diesem Film eine Chance zu geben. Was der Mann aus einzelnen Momenten an Emotionalität herauszukitzeln vermag, ist der Wahnsinn. Helena Zengel hingegen, so sehr ich sie auch mag, geht als schweigsame Begleiterin daneben ziemlich unter und verkommt so zum plot device anstatt zu einer Figur, mit deren Schicksal man mitfiebert. Und klar, man könnte noch die schönen Landschaften erwähnen, würde dem nicht eine ausufernde Actionsequenz gegenüberstehen, die technisch derart mies ist, dass man genau sieht, wann Greenscreen eingesetzt wurde und wann nicht. Im Jahre 2021 geht das definitiv besser. Was auch für den Film an sich gilt.

imdb / Trailer

Bild: © Netflix

6 Kommentare zu „Neues aus der Welt (2021) Hinterlasse einen Kommentar

  1. Ich kann es absolut verstehen. Ich fand den auch ganz nett, aber da steckt einfach so viel Potenzial in der Story, das nicht genutzt wurde… und das ist echt schade.

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