Ich, einfach unverbesserlich

Despicable Me, Pierre Coffin/Chris Renaud, USA 2010 – Dieser Film hatte es von Beginn an schwer bei mir. Die kleinen gelben Penisse mit Augen – im Volksmund „Minions“ genannt und seit einigen Jahren regelmäßige Gäste in Videos, die zu Unterhaltungszwecken eifrig in Whatsapp-Gruppen geteilt werden – gehen mir nämlich gehörig auf die Nerven. Dafür kann Ich, einfach unverbesserlich beziehungsweise das dahinter stehende Studio nur bedingt etwas (abgesehen von der kommerziellen Ausschlachtung dieser Figuren). Vielmehr schiebe ich die Schuld den Meme- und GIF-Künstlern dieser Welt in die Schuhe. Doch selbst, wenn ich versuche diesen dezent irrationalen Hass auszublenden und mir vorstelle, ich hätte diesen Animationsfilm im Jahr seines Erscheinens gesehen, kann ich kein gutes Urteil über ihn fällen.

Dabei ist die Grundidee eigentlich ganz charmant. Im Zentrum der Geschichte steht Gru, der in einer Welt lebt, in der es scheinbar nur zwei Arten von Menschen gibt: normale Leute und Schurken. Gru gehört zur zweiten Kategorie, ist seit Jahren nur mäßig erfolgreich in seinem „Job“ und will es einem jüngeren Konkurrenten, der kürzlich eine Pyramide aus Ägypten stahl, jetzt so richtig zeigen, indem er den Mond klaut. Dazu braucht es eine Rakete und einen Schrumpfstrahler. Um an letzteren heranzukommen, adoptiert Gru drei Mädchen aus einem Waisenhaus, die ihm Zugang zum Haus seines Konkurrenten verschaffen sollen, wo das Gerät lagert. Natürlich bereiten die unschuldigen Geister den Weg zur moralischen Läuterung des anfänglichen Antihelden.

Was durchaus hätte funktionieren können, scheitert in erzählerischer Hinsicht an einer simplen Tatsache: Gru ist zu keiner Sekunde auch nur ansatzweise sympathisch oder lädt dazu ein, mit ihm mitzufiebern. Wäre er wenigstens schrullig oder auf irgendeine andere Weise als Figur interessant – ist er aber nicht. Da hilft selbst die Backstory wenig, die sich des Klischees vom Kind bedient, das einst zu wenig Anerkennung bekommen hat und deshalb eine Sucht nach Aufmerksamkeit und Erfolg ausgebildet hat.

Ein weiteres Problem: die Welt. Die wirkt sowohl seltsam leer als auch undurchdacht. Abseits der Plot-tragenden Charaktere gibt es hier kaum Figuren; zudem fragt man sich, ob es denn in einer Welt voller Schurken nicht auch sowas wie Helden oder zumindest eine etwas aktivere Polizei geben müsste. Kurzum: Irgendetwas, das der Vereitelung der Pläne des Helden im Wege steht, außer seinem schurkischen Konkurrenten. Den Vergleich mit deutlich besseren Animationsstreifen wie Zoomania oder Drachenzähmen, leicht gemacht muss man dabei gar nicht bedienen: Selbst der durchwachsene Hotel Transsylvanien hat es deutlich besser hinbekommen, eine glaubwürdige und durchdachte fiktive Welt zu etablieren.

Ich, einfach unverbesserlich macht nicht alles falsch: Der Heist-Plot ist nett umgesetzt und es gibt durchaus Pointen, die zünden. Fast genauso viele komödiantische Momente hätten durch ein besseres Timing – kürzer oder länger – aber noch deutlich besser funktioniert. Auch der Animationsstil ist, nett ausgedrückt, gewöhnungsbedürftig. Und ganz zum Schluss ist da noch diese fremdschämige Tanzsequenz, die anscheinend jeder B- und C-Animationsfilm braucht, um noch irgendwas beim jüngeren Publikum zu reißen. Selbst wenn ich also meinen Hass auf die Minions zurückstecke, bleibt hier nicht viel übrig.

 

Bild & Trailer: © Universal


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4 Antworten zu „Ich, einfach unverbesserlich”.

  1. Avatar von Lufio

    Als nächstes dann die volle Drönung mit dem Minions-Solo-Film? 😀

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    1. Avatar von christianneffe

      Du willst den Podcast wohl unbedingt nur noch zu zweit machen und dafür in Kauf nehmen, dass ich in der Geschlossenen Lande? ^^
      Na ja, der wird der Vollständigkeit halber wahrscheinlich auch noch dran sein…

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  2. Avatar von Dennis Gerecke
    Dennis Gerecke

    Ich habe mir den Film kurz nach Veröffentlichung angesehen und auf mich hat er ebenso wenig gewirkt. Meiner Meinung nach ist „Ich, einfach unverbesserlich“ die schlechtere Fassung von „Megamind“, der zeitgleich erschienen ist und eine ähnliche, aber besser umgesetzte Geschichte erzählt.

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    1. Avatar von christianneffe

      Stimmt, den gab’s ja auch noch – das ist aber auch einer dieser B- bis C-Animationsfilme, die es nie zu großer Popularität geschafft haben. Im Gegensatz zu diesem hier. Vielleicht schaue ich mir den auch mal an, wenn er etwas besser ist

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