Michael Bay, USA 2019 – So schnell kann man ein positives Image wieder einreißen. Nachdem Netflix mit qualitativ hochwertigen Stücken wie The Irishman, Klaus, Ich habe meinen Körper verloren oder Marriage Story zum Ende dieses Jahres noch mal ordentlich im Filmbereich auftrumpfte, darf sich der Streaminganbieter nun auch damit rühmen, den schlechtesten Film 2019 verantwortet zu haben. Michael Bay (Transformers) hat – zusammen mit der Kontrolle durch ein großes Filmstudio – nun also jegliches Maß verloren und liefert mit 6 Underground ein Machwerk ab, das das Kunststück vollbringt, mit jeder einzelnen Szene Kopfschütteln zu erzeugen und/oder Brechreiz hervorzurufen.
Allein die erste, 20-minütige (!) Actionsequenz ist eine derart perverse Reizüberflutung, dass einem angesichts der noch bevorstehenden Spielzeit (der Mist geht tatsächlich zwei Stunden) Angst und Bange wird. Aberhunderte Schnitte. Kaum eine Einstellung, die länger als 1,5 Sekunden dauert. Eine nicht enden wollende Kette an grenzdebilen Sprüchen, Achssprüngen, billigem Feuerwerk, das wie Explosionen aussehen soll, desorientierenden inszenatorischen Entscheidungen. 6 Underground ist „Bay-hem“ pur – im schlimmsten Sinne. Selbst, wenn man sein Hirn auf Durchzug schaltet, ist das alles kaum auszuhalten.
Im Anschluss wollen sechs Pappaufsteller, die einem der Film als Figuren verkaufen will (darunter Ryan Reynolds, dem nichts besseres einfiel, als noch einmal Deadpool zu spielen), einen Diktator stürzen und seinen Bruder als Staatsführer einsetzen. Der ist ja der Liebe und mag Demokratie, und weil immer wieder betont wird, dass das ja eine gute Sache sei, dieser Staatsstreich, könnte man als Zuschauer fast dem Gedanken erliegen, das hier einfach nur als „Hirn-aus-Actionfilm“ abzutun. Will ja schließlich nur unterhalten und muss ja nicht immer Anspruch haben, oder? Damit würde man allerdings auch ignorieren, dass alles an diesem Film entweder wie hingerotzt wirkt (das Drehbuch, die Erzählstruktur mit ihren verwirrenden Zeitsprüngen, der Schnitt) oder verdammt bedenklich ist – allem voran die politisch-moralische „Botschaft“ oder die absurden Produktionskosten von 150 Millionen Dollar, die dieses Geldgrab trotz dreister Product Placements verschlang.
Kurzum: 6 Underground ist ein richtig, richtig schlimmer Film. Mehr habe ich dann auch nicht zu sagen. Natürlich könnte ich einen noch ausführlicheren Rant über dieses Machwerk schreiben – aber dann würde ich mir deutlich ja Mühe machen. Das Michael Bay bei diesem Film schließlich auch nicht getan.
Bild: © Netflix
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