The Mandalorian – Staffel 1 (2019)

Jon Favreau, USA 2019-… – Allen, denen die neunte Star-Wars-Episode jeglichen Enthusiasmus für die Sternen-Saga genommen hat, können wieder eine neue Hoffnung schöpfen: Die erste Real-Serie im Krieg-der-Sterne-Kosmos erweitert nicht nur das Universum um einige spannende Schauplätze und Figuren, sondern weiß auch dramaturgisch und handwerklich zu überzeugen.

Auftritt des Mandalorianers: Als einer der letzten Verbliebenen eines geheimen Krieger-Kultes schlägt sich der von allen lediglich Mando genannte Kämpfer als Kopfgeldjäger durch die Galaxis. Die Religion der Mandalorianer sind ihre Waffen, niemals nehmen sie ihre Helme oder Rüstungen vor anderen ab. Das Imperium hatte die Gruppierung einst zerschlagen, nun wittert sie wieder Morgenluft. Eine neue Mission – der Auftraggeber ist ausgerechnet ein hochrangiger Offizier des inzwischen zersplitterten Imperiums (Werner Herzog) – führt den Mando auf einen Wüstenplaneten. Doch sein Ziel ist, zu aller Überraschung, ein Baby. Anstatt es zu töten, nimmt der Kopfgeldjäger es an sich und entwickelt schon bald Vatergefühle. Es ist der Beginn eines moralischen Läuterungsprozesses, der bis zum Ende dieser ersten Staffel andauern wird.

The Mandalorian ist zeitlich zwischen den Episoden 6 und 7 angesiedelt, mit Fanliebling Boba Fett hat die Hauptfigur – trotz unverkennbarer äußerlicher Ähnlichkeiten – also nichts zu tun. Und das ist gut so, denn auf diese Weise kann sich die Serie viele Freiheiten erlauben und seine ganz eigene, von den Filmen losgelöste Geschichte erzählen. Die kann in den ersten drei Folgen mit einem wahnsinnig starken, spannenden Auftakt punkten, bei dem das Worldbuilding eine ideale Balance zwischen Mysterium und Erläuterungen findet. In den anschließenden drei Episoden fällt die Spannungskurve zwar deutlich ab, da der bis dato stringente Storyfaden zugunsten einer stärkeren episodischen Struktur zerstückelt wird. Am Ende werden die Fäden jedoch wieder zusammengeführt, was für einen zufriedenstellenden Abschluss sorgt.

Die größten Pluspunkte sind jedoch Atmosphäre und Inszenierung. Showrunner Jon Favreau (Iron Man, The Jungle Book) und die anderen Beteiligten setzen auf eine dreckige, staubige und unnachgiebige Western-Atmosphäre, mischen ihr einen wortkargen Helden bei und erzielen auf diese Weise eine Stimmung, die noch am ehesten mit der von Rogue One vergleichbar ist, in Sachen Härte aber selbst die nochmal um einiges übersteigt. Statt CGI-Gewitter gibt es unzählige handgemachte Props, statt Space Opera düstere Geschichten aus dem Outer Rim in einer Welt, die angesichts des Niedergangs des Imperiums zwar Freiheit genießt, aber auch allmählich im Chaos versinkt.

Das Star-Aufgebot beeindruckt ebenfalls: Neben dem bereits erwähnten Werner Herzog treten unter anderem Gina Carano (Deadpool), Ginacarlo Esposito (Breaking Bad), Taika Waititi (Thor 3), Nick Nolte (Warrior) oder Carl Weathers (Rocky) in prominenten Rollen in Erscheinung. Und auch unter dem Helm verbirgt sich ein bekanntes Gesicht, das an dieser Stelle aber nicht verraten werden soll – selbst wenn im Abspann jeder Folge darüber Auskunft gegeben wird. Apropos Abspann: Der kann sowohl mit einem tollen Main Theme als auch mit einem kleinen, aber feinen inszenatorischen Kniff bei der Stange halten. Anstatt eines schwarzen Hintergrundes gibt es wunderschöne, gezeichnete Illustrationen von Szenen aus der vergangenen Folge zu sehen. Allein für solch kleine Aspekte gebührt The Mandalorian viel Liebe. Vor allem aber ist die Serie ein echter Hoffnungsschimmer für das Star Wars Franchise, zeigt sie doch, dass das Universum auch weiterhin Potenzial für packende Geschichten bietet, solange man eher auf kleine, interessante Sidestories anstatt auf große, aber konzeptlose Filmtrilogien setzt.

Bild & Trailer: © Disney

Comments

5 Antworten zu „The Mandalorian – Staffel 1 (2019)”.

  1. Avatar von steffelowski
    steffelowski

    Ich hab bisher drei Folgen geschaut und bin noch so gar nicht gehooked. Hauptkritikpunkt für mich: teils viel zu dunkel. Vieles ist nicht wirklich zu erkennen. Ich gebe der Serie noch eine Chance. Wenn mich Folge 4 nicht überzeugt, steige ich da aus. 🙂

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    1. Avatar von christianneffe

      Hm, bei mir ist alles klar erkennbar. Es gibt in der vierten Folge eine längere Sequenz bei Nacht, da war das mit dem Erkennen wirklich schwierig. Aber in den ersten drei keine Probleme…

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      1. Avatar von steffelowski
        steffelowski

        Hm, dann muss es an meiner Hardware liegen 🤔

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  2. Avatar von FilmBlogCast #33: Thriller und „Der unsichtbare Gast“ – audiovisuell

    […] der 5-Minuten-Guillotine sprechen wir zuvor über Marius‘ Pixar-Marathon, die Star-Wars-Serie The Mandalorian, den Netflix-Film Berlin, Berlin, das Biopic The Founder sowie die Sci-Fi-Dystopie I am Mother. Und […]

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